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Der Slowake Peter Sagan gehört zu den Topverdienern im Radsport. Foto: Kim Ludbrook
18.07.2015 08:28
«Ewiger Zweiter» - Der Slowake Sagan ist entnervt

Mende (dpa) - Es ist die Frage, die bei Peter Sagan erhöhte Explosionsgefahr bewirkt. «Sind Sie enttäuscht?», wollte ein italienischer Journalist nach der 13. Etappe der Tour de France wissen und bekam eine an Deutlichkeit kaum zu übertreffende Antwort.

«Ich bin nicht enttäuscht, ich bin angepisst. Das ist ein Unterschied», sagte Sagan, nachdem er in Rodez hinter dem Belgier Greg van Avermaet den zweiten Platz belegt hatte.

Sagans Nervenkostüm ist arg strapaziert und das nicht ohne Grund. Am 5. Juli 2013 hatte der Mann aus Zilina seine letzte Tour-Etappe gewonnen, seitdem fuhr er neunmal auf den zweiten und viermal auf den dritten Platz. Das reichte zwar stets zum Grünen Trikot, das sich der 25-Jährige bereits dreimal in Paris abholte, doch gerade für seinen milliardenschweren Teambesitzer Oleg Tinkow sind zweite und dritte Plätze für die ersten Verlierer bestimmt.

Und Tinkow hasst nichts mehr als zu verlieren. Nachdem es im Frühjahr nicht lief, bekam sein Teamchef Bjarne Riis den Laufpass. Und auch Sagan musste sich vom exzentrischen Boss deutliche Worte gefallen lassen. «Wenn ich die rechtliche Möglichkeit hätte, würde ich sein Gehalt kürzen. Leider geht das nicht. Ich mag das Modell nicht. Wenn die Fahrer gewinnen, bekommen sie einen Bonus. Aber bei schlechten Leistungen haben sie immer noch ein üppiges Gehalt. Diesen Fehler würde ich nie wieder machen», motzte Tinkow, der Sagan im Winter vom Cannondale-Team verpflichtete.

Garniert wurde der Wechsel mit einem Jahresgehalt von rund vier Millionen Euro, wie Tinkow selbst verriet. Damit gehört der slowakische Meister zu den Topverdienern im Radsport - und das garantiert bis Ende 2017. Tinkow soll sich inzwischen wieder beruhigt haben, zumal Sagan nach den enttäuschenden Klassikern im Frühjahr bei der Kalifornien-Rundfahrt und der Tour de Suisse wieder für reichlich Siege sorgte.

Bei der Tour genießt Sagan im Tinkoff-Team ohnehin nicht oberste Priorität, alles ist auf den als Mitfavoriten ins Rennen gegangenen Alberto Contador ausgerichtet. «Das Wichtigste ist die Gesamtwertung. Wenn Peter eine Etappe gewinnt, ist das schön, vielleicht holt er sich auch das Grüne Trikot, was auch nett ist. Aber wir sind nicht hier, um für ihn den Sprint anzuziehen», sagt Sportdirektor Stephen De Jong.

So erinnert die Situation stark an das einstige Schicksal von Erik Zabel. Sieben Helfer eskortierten einst Jan Ullrich bei seinem meist vergeblichen Kampf um Gelb. Sprinter Zabel war dagegen regelmäßig auf sich allein gestellt - und gewann sechsmal das Grüne Trikot, was Rekord ist.

Sagan wird in Paris aller Voraussicht nach zum vierten Mal die Punktwertung gewinnen, auch wenn sich André Greipel nach Kräften wehrt. Er sei glücklich mit der Situation, hatte Sagan regelmäßig betont. In Rodez mochte ihm das so recht keiner abnehmen.

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