Benalmadena (dpa) - Den Frust von der Tour de France hat er verdaut. Jetzt ist Spanien John Degenkolbs Land der Träume.
Zwei aufeinanderfolgende Etappensiege in Cordoba und Ronda bei der 69. Vuelta machen erstens Appetit auf mehr und sind zweitens die ideale Stimulanz für die Straßen-WM am 29. September im Norden des Landes.
«Die Form ist seit der Tour sehr stabil und die Vuelta eine ideale Vorbereitung auf die WM. Ich fühle mich imstande, dort ein gutes Finale zu fahren. Ob das nun Top Ten, Top Five oder mehr heißt, ist nicht zu sagen», erklärte der 25-jährige Radprofi der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag.
Seit seinem Sieg beim belgischen Klassiker Gent-Wevelgem im April blieb ihm nach eigener Rechnung bis zum Erfolgserlebnis in Cordoba 13 Mal nur der zweite Rang. Der Rat seiner Mutter («Alles kommt zu dem, der warten kann») half ihm, nicht zu verzweifeln.
Für die Spanien-Rundfahrt hatte sich Degenkolb besonders viel vorgenommen, nachdem er in Frankreich erneut mehrmals am heiß ersehnten ersten Tour-Etappensieg vorbeigefahren war. «Ich bin ein wahnsinniger Kopfmensch, ich wollte hier unbedingt was reißen», sagte der Klassiker-Spezialist, der mit seinen fünf Etappenerfolgen bei der Spanien-Rundfahrt 2012 ins Rampenlicht gefahren war.
Im selben Jahr war er in Valkenburg/Niederlande bei der WM auf dem vierten Platz gelandet. Diese Platzierung will er in Ponferrada Ende September möglichst toppen. Die neunköpfige deutsche Nationalmannschaft soll ganz nach seinem Gusto zusammengestellt werden. «Ich habe da schon ein Mitspracherecht», sagte der in Frankfurt lebende Thüringer, der sich am Mittwoch in Ronda auch das Grüne Trikot gesichert hatte.
Den schwierigen WM-Parcours kennt er noch nicht durch persönliche Erfahrung. Dazu wird im Vorfeld noch Zeit sein. «Ich habe mich informiert. Mit Sicherheit wird es dort keinen Massensprint geben», meinte Degenkolb, der sich bei der noch bis 14. September laufenden Vuelta auf flacherem Terrain noch drei Chancen auf Tagessiege ausrechnet. Zum letzten Mal auf der 17. Etappe nach Coruna. Dann könnte Degenkolb auch vorzeitig seine Koffer packen, um vor den Titelkämpfen noch einige zusätzliche Erholungstage zu haben.
Das Grüne Trikot des Punktbesten hat er ohnehin nicht auf der Rechnung. «Das dürfte wegen der Punkteverteilung und wegen der Disbalance zwischen Flach- und Bergetappen nicht möglich sein. 2012 mit fünf Etappensiegen habe ich es auch nicht geschafft. Das wird wohl jetzt eher eine Übergangsgeschichte sein», sagte der Profi aus dem niederländischen Giant-Shimano-Team, in dem auch Topsprinter Marcel Kittel fährt.