Varese (rad-net) - Konzentriert und ruhig, so hat sich die deutsche Mannschaft vor dem Start des letzten Rennens der Weltmeisterschaften in Varese präsentiert. Auch Sportdirektor Burckhard Bremer war die Anspannung vor dem Elite-Rennen kaum anzusehen. Dabei hat sich der Berliner schon einmal weit aus dem Fenster gelehnt: „Gewinnen wir bei den Männern den Titel, gehe ich zu Fuß nach Hause“, so Bremer. Diejenigen, die Bremer auf eine längere Wanderung schicken könnten, haben sich zuletzt selbstbewusst und optimistisch und damit in einer Einstellung präsentiert, die für das deutsche Aufgebot in Varese bisher extrem erfolgreich war.
Wenn alles klappt, soll Stefan Schumacher am Ende mit der entscheidenden Gruppe die letzten Kilometer des Mammut-Rennens in Norditalien unterwegs sein. „Ich denke, dass eine kleine Gruppe ankommt. Das war schon meine Prognose, als ich die Strecke im Frühjahr besichtigt habe. Aber der Kurs ist schwer einzuschätzen. Man kann hier in Varese schwer sagen, wann die Gruppe geht. Die Entscheidung kann auch schon zwei bis drei Runden vor Schluss fallen“, schätzt Stefan Schumacher. Dann könnte die winkelige Streckenführung den Fahrern der Gruppe in die Karten spielen: „Auf dem Kurs hier ist eine kleine Gruppe unheimlich schnell unterwegs.“
Die letzte Vorbereitung auf das WM-Rennen ist für den Schwaben gut verlaufen, das Desaster von den Olympischen Spielen damit abgehakt. „Gut, für Peking hatte ich mir eigentlich mehr vorgestellt, aber die Tour de France ist auch etwas anders gelaufen als im vergangenen Jahr, ich habe da schon mehr Körner gelassen. Ich bin allerdings auch etwas unökonomisch gefahren in Frankreich.“ Zuletzt hat sich Schumacher über die Vuelta seine Form zurückgeholt. „Da bin ich von Tag zu Tag besser geworden, habe mich von Tag zu Tag besser gefühlt, jetzt hoffe ich, dass die zehn Tage Regenration gereicht haben und ich vielleicht hier einen raushauen kann. Ich will einfach so weit wie möglich kommen und das beste daraus zu machen.“
Mit etwas Glück und viel Erfahrung würde dann auch gerne Erik Zabel zu seinem letzten Weltmeisterschafts-Rennen noch einmal die Nase in den Wind halten. „Ich würde schon gerne ins Finale kommen und mir das dann mit Rat und Tat und mit Erfahrung anschauen“, so der Profi vom Team Milram. An Motivation mangelt es ihm dabei kurz vor dem Ende der Karriere offenbar nicht: „Das Ende ist ja absehrbar. Also genieße ich hier nochmals jeden Eindruck. Gerade hier in Italien ist es natürlich nochmals ein Highlight, hier dabei sein zu dürfen.“ Zuletzt führte auch Zabels Vorbereitung über Spanien: „Ich denke, ich habe die Vuelta in diesem Jahr etwas bewusster bestritten, weil ich mich nicht leer fahren wollte und hoffe, dass das funktioniert hat.“
Möglichst lang dabei sein will auch Gerald Ciolek: „Mal sehen, was man am Ende noch machen kann“, so der U23-Weltmeister von 2006. „Der Kurs ist mit Sicherheit selektiv, aber auch nicht super selektiv. Schwierig ist, dass die Runde mit 17 Kilometern relativ kurz ist und dadurch mehr Runden gefahren werden - und dadurch halt auch die Anstiege öfter.“
Für die anderen sind die Aufgaben klar. „Ich bin hier, um die Mannschaft so gut wie möglich zu unterstützen, ich habe eine hundertprozentige Helferrolle“, sagt Zeitfahr-Spezialist Sebastian Lang. Auch Top-Sprinter André Greipel hat seine Aufgaben klar definiert: „Ich versuche, die Mannschaft zu 100 Prozent zu unterstützen.“ Ähnlich äußern sich auch Christian Knees und Marcus Burghardt: „Wir werden eine gute Teamleistung abliefern, da bin ich mir sicher. Und da werde ich mich natürlich klar unterordnen“, so Knees. „Als Mannschaft können wir viel reißen“, so Burghardt.
Fabian Wegmann könnte als Joker eine Rolle spielen, geht allerdings leicht erkältet in das Rennen: „Nach der Polen-Rundfahrt ja kein Wunder“, so Wegmann. „Aber ich glaube nicht, dass mich das am Sonntag behindern wird. Der Kurs liegt mir und das Wetter wird hier sicher nicht wie in Polen sein.“
Damit trotz der klaren Ausrichtung das deutsche Rennen nicht ausrechenbar wird, lässt sich Jan Schaffrath vor dem Rennen nur bedingt in die Karten schauen: „Natürlich haben wir mit Stefan Schumacher den Kapitän, aber wir haben nicht zuletzt in Peking gesehen, dass man auch umstellen können muss. Und wir können jederzeit umstellen. Auch sollte es zum Sprint kommen, sind wir mit dieser Mannschaft sicher gut aufgestellt. Eigentlich können wir mit diesem Team jede Situation abdecken“, so Schaffrath, der die größte Konkurrenz aus Italien erwartet. „Aber auch die Spanier sind hier genauso Favoriten“, so Schaffrath. In jedem Fall erwartet er von seiner Mannschaft höchste Aufmerksamkeit: „Was uns nicht passieren darf, dass da eine Gruppe weggeht, und da ist dann einer der Favoriten drin.“
Das Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer für das Straßenrennen der Männer in der Übersicht:
Marcus Burghardt (25/Steinmaur-CH/Team Columbia)
Gerald Ciolek (22/Pulheim/Columbia)
Markus Fothen (25/Kaarst/Gerolsteiner)
André Greipel (26/Hürth/Columbia)
Christian Knees (27/Bonn/Milram)
Sebastian Lang (29/Erfurt/Gerolsteiner)
Stefan Schumacher (27/Nürtingen/Gerolsteiner)
Fabian Wegmann (28/Freiburg/Gerolsteiner)
Erik Zabel (38/Unna/Milram)
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