Cottbus (rad-net) - Am heutigen 2. März feiert ein Mann in Cottbus seinen 80. Geburtstag, den man ohne Weiteres als «Haudegen des Radsports in der Lausitz» bezeichnen kann: Eberhard Pöschke. Verbergen sich doch in dem Begriff Haudegen die Bedeutungen «erfahrener, draufgängerischer Kämpfer» und «kämpferischer, durchsetzungsfähiger Mensch». Genau dies hat der Jubilar in seiner langen Laufbahn bewiesen und mit seinem Einsatz für den Radsport Großartiges geleistet.
Sein jüngster Erfolg war die Etablierung der «Cottbuser Nächte» im Jahr 2012, nachdem er drei Jahre zuvor mit seinem Verein RK Endspurt 1909 Cottbus zum 100-jährigen Bestehen des Klubs auf einen Schlag fünf Deutsche Meisterschaften und ein Bundesliga-Rennen der U23 organisiert hatte. Dass bei diesem Jubiläum 2009 auch mehrere RTF-Veranstaltungen ausgetragen wurden, spricht für Eberhard Pöschkes Einstellung zum Radsport.
Der am 2. März 1934 in Lübben geborene Pöschke hatte seine ersten Kontakte mit dem Radsport in der Fahrradhandlung seines Vaters. Dort ging mit Gustav Nagel, einstiger Spitzenfahrer und anschließend Manager und Vertreter für die Spitzenmarke Diamant, ein Mann ein und aus, der mit seinem Auftreten zum Vorbild für den jungen Eberhard wurde. Nachdem Ende der 40er Jahre der damalige Gärtnerlehrling seine ersten Rennversuche unternommen hatte, bekam er über Gustav Nagel ein richtiges Rennrad.
Ehrgeiz und Fleiß ließen schnell ein besonderes Talent erkennen, das seine Leistungen und sein Organisationsvermögen zeigte. Ein geflügeltes Wort über den heutigen Jubilar lautete: Pöschke organisiert ein Straßenrennen, gibt die Nummern aus, erteilt den Start; dann fährt er hinterher, überholt die Teilnehmer, um sie am Wendepunkt einzuweisen; sein erneutes Nachsetzen endet damit, dass er als Erster im Ziel ist, den nachfolgenden Einlauf notiert und schließlich die Siegerehrung vornimmt. Was für ein Haudegen!
Nach zwei Siegen bei der der Lausitz-Rundfahrt 1953 und 1954 sowie Erfolgen bei der Berliner Sternfahrt 1954 wurde der 20-jährige Eberhard Pöschke vom Verein BSG Einheit Lübben nach Berlin zum neu gegründeten Sportklub Einheit delegiert, in dem ein Großteil der DDR-Spitze trainierte. Auch hier konnte er sich beweisen, beendete die DDR-Rundfahrt 1955 als 24. und setzte dabei Achtungszeichen bei den gefürchteten Bergwertungen in Oberhof (1.) und am Kyffhäuser (2.).
Aber mehr noch als seine eigene Laufbahn reizte ihn die Organisation von Veranstaltungen. Und so begann nach seiner Rückkehr nach Lübben eine neue Karriere: Als Technischer Leiter der BSG Einheit Lübben wurde Pöschke zum Organisator der DDR-Meisterschaften im Mannschaftsfahren, die von 1958 bis 1965 sowie auch in vier späteren Jahren in Lübben ausgefahren wurden. Zugleich schlug 1962 in Lübben die Geburtsstunde für den Internationalen Olympia-Preis im 100 km Mannschaftsfahren, bei dem die stärksten DDR-Mannschaften ihre Kräfte mit den weltbesten Teams messen konnten.
Eberhard Pöschke reifte vom engagierten Funktionär und Jugendtrainer in Lübben zum Bezirkstrainer und Cheftrainer des SC Cottbus heran und verlegte ab 1970 an der Seite seiner Gattin Lieselotte, die seine Tätigkeit maßgeblich unterstützte und bis heute möglich macht, seinen Lebensmittelpunkt in die Lausitzmetropole. Als Cheftrainer legte er die Grundlagen für den modernen Leistungssport in der Spreestadt, die er dann als Spitzentrainer Straße für Könner wie Hans-Joachim Hartnick und Bernd Drogan mit internationalen Erfolgen bestätigte. Viele weitere große Erfolge im Cottbuser Radsport sind mit seinem Namen verbunden. Nach weiteren Jahren als Cheftrainer und als Geschäftsführer des Cottbuser Leistungszentrums arbeitete er im DRSV als Nachwuchs-Verbandstrainer - eine Aufgabe, der er sich nach der Wende auch als Bundestrainer widmete.
Der Tradition des Radsports war Pöschke seit jeher verbunden. Und so war es für ihn eine große Motivation, einen der ältesten Cottbuser Vereine, den RK Endspurt 1909 Cottbus und zugleich dessen «Kind», das Straßenrennen Cottbus-Görlitz-Cottbus (später Cottbuser Dreiecksrennen), zu neuem Leben zu erwecken. Beides gelang dem Tausendsassa: 1994 rollte der Klassiker wieder, der auch als Deutsche Meisterschaft 2009 ausgetragen wurde, und seit 1996 besteht auch der RK Endspurt 1909 Cottbus wieder.
Nicht nur die Entwicklung von zahlreichen Talenten, stellvertretend seien Trixi Worrack und Roger Kluge genannt, sondern auch die beispielhafte Entwicklung des Vereinslebens und die Schaffung des Vereinsheims dicht an der Cottbuser Radrennbahn tragen die Handschrift des Jubilars. Erst vergangene Woche wurde er auf der Jahreshauptversammlung des RK Endspurt 1909 zum 2. Vorsitzenden gewählt und im Amt des Geschäftsführers bestätigt.
Auch im gehobenen Alter gehört er zu den treibenden Kräften in Cottbus und richtet in diesem Jahr am 15. Juni auf der Traditionsstrecke Cottbus-Görlitz-Cottbus die Deutsche U23-Straßen-Meisterschaft aus. Es spricht für den Jubilar, dass er sich als Ehrenmitglied seines RK Endspurt auch von Neidern und Selbstdarstellern nie von seinem Wirken für den Radsport abbringen ließ. Ein echter Haudegen eben!
Text: Werner Ruttkus