Forlì (rad-net) - Richie Porte vom Team Sky verlor auf der gestrigen Giro-Etappe nach einem Vorderrad-Defekt rund fünf Kilometer vor dem Ziel 47 Sekunden auf den Führenden Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und erhielt im Nachhinein von der Jury noch eine Zeitstrafe von zwei Minuten aufgebrummt, nachdem er Hilfe von seinem Landsmann und Freund, Simon Clarke vom Team Orica-GreenEdge, angenommen hatte. Damit fiel Porte vom dritten auf den zwölften Gesamtrang mit nun 3:09 Minuten Rückstand zurück.
Eigentlich war Clarke gestern der Held des Tages, als er Porte sein Vorderrad lieh, nachdem dieser mit Defekt am Straßenrand ohne Hilfe stand. Doch diese Hilfe wurde dem Giro-Favoriten Porte zum Verhängnis, denn UCI-Paragraph 12.1.040 verbietet, die Hilfe von einem Mitglied einer anderen Mannschaft anzunehmen. Porte und Clarke bekamen jeweils zwei Minuten Strafe aufgebrummt und müssen 200 Schweizer Franken Buße zahlen.
«Es ist frustrierend aber es macht keinen Sinn zu meckern oder sich zu beschweren», wird Porte auf der Homepage des Teams Sky zitiert. «Ich muss es schlucken und wir blicken als Mannschaft weiter voraus. Es gibt keine Zweifel, dass ich das Rennen immer noch gewinnen will und es sind immer noch zwei Rennwochen. Das Team ist richtig motiviert, die Zeit wieder zurückzuholen», so Porte.
Richie Porte erlitt den Defekt nur wenige Meter vor der 3000-Meter-Marke, in der Rennfahrer nach Defekt oder Stürzen mit der selben Zeit wie der Sieger gewertet werden. Zu dem Zeitpunkt waren Portes Teamkollegen auf der anderen Straßenseite und als sie bei ihm ankamen, hatte Simon Clarke ihm schon sein Vorderrad angeboten. «Es war eine Entscheidung binnen weniger Sekunden. Wie Alberto Contador schon gestern Abend sagte - in dem Moment denkst Du nur, 'Wie verliere ich möglichst wenig Zeit'. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, dass ich die Regeln verletzen könnte. Alles ging so schnell und ich habe unter vollem Adrenalin gehandelt», erklärt Porte.
Auch Giro d'Italia-Direktor Mauro Vegni bedauerte den Vorfall: «Natürlich muss ich als Renndirektor des Giro d'Italia sagen, dass es mir leid tut, da es eine zusätzliche Last für einen Fahrer ist, der darauf gehofft hatte, etwas Wichtiges bei diesem Giro zu leisten. Aber das heißt ja nicht, dass er es nicht noch tun könnte», so Vegni. «Aber da kann man nichts machen, Regeln sind Regeln und ich denke, Regeln müssen für die Glaubwürdigkeit des Sports beachtet werden.»
Der Artikel 12.1.040 war vor einigen Jahren vom Weltradsportverband UCI eingeführt worden, um Allianzen zwischen Teams zu vermeiden.
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