Col du Portet (rad-net/dpa) - In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat die französische Polizei, das Teamhotel von Bahrain-Victorious durchsucht. Gegenüber der Nachrichtenplattform «Cyclingnews» erklärte die Mannschaft, bei der bei dem unter anderem der Niederländer Wout Poels als Träger des Bergtrikots und Sprinter Sonny Colbrelli aus Italien aktiv sind, heute Morgen, dass rund 50 Beamte das Hotel aufgesucht hätten, aber bislang zu keinerlei Ergebnis gekommen seien.
«Im Rahmen der Untersuchung wurden die Räume der Fahrer durchsucht. Obwohl die Untersuchungsgründe nicht bekannt waren, wurde das Team auch aufgefordert, alle Schulungsunterlagen zur Verfügung zu stellen. Diese wurden zusammengestellt und den Beamten wie angefordert vorgelegt», schrieb das Team, dessen Kapitän Jack Haig das Rennen schon in der ersten Woche verlassen musste. Festnahmen gab es nach Angaben des Teams nicht, der Rennstall soll auf der 18. Etappe an diesem Donnerstag von Pau nach Luz Ardiden plangemäß am Start stehen.
«Es war nichts Besonderes. Wir sind von der Polizei besucht worden, sie haben nach Trainingsunterlagen der Fahrer gefragt und den Bus gecheckt und das war's», bestätigte Teamchef Milan Erzen die Razzia. «Sie haben uns für etwa eine Stunde gestört und am Ende haben sie sich bedankt. Sie haben uns nicht den Grund für ihren Besuch genannt, aber das werden wir im Laufe des Tages durch unsere Anwälte klären.»
Die Mannschaft von Bahrain-Victorious verbrachte die gestrige Nacht im gleichen Hotel wie das spanische Team Movistar, das jedoch von der polizeilichen Durchsuchung nicht betroffen war. Stattdessen wurden laut der Mannschaft aus Bahrain lediglich die eigenen Fahrer und Mitarbeiter von rund 50 Polizisten durchsucht, ohne dass es am Ende der Razzia zu Festnahmen kam, sodass das Team auch bei der letzten Pyrenäen-Etappe am heutigen Donnerstag vollzählig an den Start gehen kann.
Unklar ist bislang, was die Beamten bei dem Radsport-Team suchten. Das Team ging mit der Razzia offen um und veröffentlichte am Tag der letzten Pyrenäen-Etappe ein eigenes Statement auf seiner Homepage. «Nach der Etappe 17 wurden wir von mehreren französischen Polizeibeamten begrüßt. Es gab keinen Durchsuchungsbefehl, aber das Team kam allen Aufforderungen der Beamten nach», bestätigte Bahrain-Victorious die Razzia. «Wir verpflichten uns zu höchster Professionalität und zur Einhaltung aller behördlichen Auflagen und werden stets professionell kooperieren. Der Prozess hatte Auswirkungen auf die Erholung unserer Fahrer und die Planung der Mahlzeiten. Als professionelles Team hat das Wohlbefinden unseres Teams höchste Priorität.»
Bereits vergangenen Monat waren anonyme Dopingvorwürfe gegen die Mannschaft erhoben worden, die Erzen damals dementierte. Laut «Le Parisien» sollen zwei Anklagen, darunter auch die eines anderen Teamchefs, gegen den Rennstall erhoben worden seien, die die Leistungen der Fahrer beim Giro d'Italia und Critérium du Dauphiné infrage stellten. Dort hatte Bahrain-Victorious mit Damiano Caruso und Mark Padun – Erster wurde Zweiter im Gesamtklassement des Giros und Letzterer gewann drei Etappen beim Critérium – herausragende Ergebnisse gefeiert.
«Es ist mir egal, was ein Sportdirektor zu sagen hat. Er kann sagen, was er will. Wir machen unseren Job und wir haben in dieses Team investiert, in unsere Fahrer, Trainer, Trainingslager und Ernährung. In alles. Früher oder später müssen Ergebnisse kommen», kommentierte Erzen die damaligen Vorwürfe. «Ich muss mich niemandem gegenüber rechtfertigen. Wir haben die gleichen Dopingkontrollen wie andere Teams, vielleicht mehr, ich weiß es nicht. Und wenn jemand zu uns zur Dopingkontrolle kommt, sind wir da immer offen.»
Bahrain-Victorious verzeichnet mit Pello Bilbao zurzeit den 17. Platz im Gesamtklassement der diesjährigen Tour de France. Mit Matej Mohoric und Dylan Teuns konnte die Mannschaft auf den Etappen sieben und acht bereits zwei Etappensiege feiern.
