Berlin (dpa) - Burkhard Bremer, Sportdirektor des
Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), ist optimistisch. «Zwei bis
drei Medaillen allein auf der Bahn sind drin», sagte der Berliner
trotz des WM-Debakels von Manchester, wo der BDR in der Mannschafts-
und Einzelverfolgung die Fahrkarte nach Peking verpasste. Realistisch
gesehen sind aus deutscher Sicht vielleicht drei oder vier Medaillen
in allen 18 Rad-Wettbewerben - zehn auf der Bahn, vier auf der Straße,
je zweimal Montainbike und zum ersten Mal BMX - möglich.
Im Velodrom von Peking haben die WM-Zweiten Olaf Pollack und Mike
Kluge (Kolkwitz/Cottbus) im Madison die größten Möglichkeiten. Im
Zeitfahren auf der Straße ist die Weltmeisterin von Stuttgart, Hanka
Kupfernagel, über 23,5 Kilometer eine heiße Kandidatin auf
Edelmetall. Das gleiche gilt für die Olympia-Dritte von Athen im
Mountainbike, Sabine Spitz (Murg-Niederhof), die sich am 22. Juni die
Vize-Weltmeisterschaft gesichert hat. Bei der BMX-Premiere ist
Deutschland nicht vertreten, die Amerikaner und Chinesen dürften die
Medaillen unter sich ausfahren.
Die deutschen Radprofis, längst etabliert im Konzert der Großen,
haben natürlich auch in dem an der Großen Mauer endenden
Straßenrennen Medaillenchancen. Vorhersagen sind aber mehr als in
anderen Wettbewerben reine Lotterie. Gold für Jan Ullrich, Bronze für
Andreas Klöden: Das «Traumergebnis» von Sydney - je nachdem, wie es
im Lichte der späteren Doping-Enthüllungen heute zu werten sein mag -
wird sich wohl auf keinen Fall wiederholen. Bei den Frauen (126,3
Kilometer) setzt der BDR in erster Linie auf die Olympia-Zweite von
Athen, Ex-Weltmeisterin Judith Arndt (Leipzig).
Die sieben Runden beim Straßenrennen durch Peking über 245,19
Kilometer gelten als sehr anspruchsvoll und könnten erneut auf
Olympiasieger und Doppel-Weltmeister Paolo Bettini zugeschnitten
sein. Der kleine Italiener bereitet sich gezielt auf Peking vor und
muss nicht vorher noch durch die Tretmühle der Tour de France.
Ähnliches trifft auf Alberto Contador zu. Der von der Tour
ausgesperrte Giro-Gewinner und letztjährige Tour-Triumphator aus
Spanien könnte besonderen Ehrgeiz entwickeln, den aus Frankreich vom
Saisonhöhepunkt kommenden Assen die Tour in Peking zu vermasseln.
Aus deutscher Sicht rechnen sich der WM-Dritte Stefan Schumacher
(Nürtingen) und der letztjährige deutsche Meister Fabian Wegmann
(Freiburg) Chancen aus.
Viel wird von den klimatischen Bedingungen abhängen. «Der Smog war
ätzend. Wenn jetzt noch hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit
hinzukommen, kann das die Rennen eindeutig beeinflussen», hatte Hanka
Kupfernagel zu Beginn des Jahres bei einer Besichtigung der Olympia-
Strecken vor Ort befunden.