Hannover (dpa) - Jan Ullrich hat bei der «Nacht von Hannover» dem Sieger Heinrich Haussler die Show gestohlen. Während der diesjährige Tour-Etappensieger die 25. Auflage des Rundstreckenrennens in Hannovers City gewann, genoss der Tour de France-Sieger von 1997 das Bad in der Menge.
Die Organisatoren hatten den ehemaligen Radprofi als Ehrengast eingeladen. Bei der Vorstellung gab es viel Beifall und keine Pfiffe. Der Jubel fiel nur nicht so frenetisch aus wie bei Ullrichs fünf «Nacht»-Siegen zwischen 1998 und 2005.
Über Doping wurde nicht gesprochen, auch nicht über die neuen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Ullrich. Der gab fleißig Autogramme, wurde von Fans und der lokalen Prominenz belagert, fuhr mit Rundfahrtchef Reinhard Kramer eine Ehrenrunde im Cabrio und freute sich über den «herzlichen Empfang». Rund 50 000 Zuschauer säumten nach Angaben der Organisatoren den Kurs um die Oper - eine Zahl, die allerdings viel zu hoch gegriffen war. Im Vergleich zum Vorjahr gab es deutliche Lücken.
«Ich freue mich, dass ich überhaupt in Deutschland fahren kann. Nach der Tour de France habe ich an 14 Rennen teilgenommen, hauptsächlich aber in Belgien und den Niederlanden», berichtete «Nacht»-Sieger Haussler über die Misere des Radsports in Deutschland. Viele Rundfahrten und kleinere Kriterien sind der Doping-Diskussion sowie der Finanz- und Wirtschaftskrise zum Opfer gefallen. Auch Hannover hatte Probleme, den auf knapp 200 000 Euro abgespeckten Etat mit Hilfe von Sponsoren zu finanzieren.
Die Stadtväter unterstützen das Spektakel aus Sport und Show nach Kräften. Rundfahrtchef Kramer hatte das Rennen 1975 ins Leben gerufen. Nach einer zehnjährigen Pause wurde es 1997 neu aufgelegt und mit den Seriensiegern Jan Ullrich (5) und Erik Zabel (4) zu einer Erfolgsstory. Zum Silberjubiläum kündigte Kramer seinen Rückzug an. Dennoch soll es im nächsten Jahr die 26. «Nacht von Hannover» geben.