Frankfrurt (rad-net) - Simon Geschke gehört zum Straßenaufgebot des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Der bergige Kurs dürfte ihm entgegen kommen, denn auf einem solchen Terrain, gelang ihm sein bisher größter Karriereerfolg.
Geschkes großer Tag liegt jetzt ein Jahr zurück: Noch heute kann er nicht richtig verstehen, was ihm damals gelungen war. Ein Husarenritt über fast 50 Kilometer bescherte ihm bei der Bergetappe der Tour de France 2015 in Pra Loup den größten Erfolg seiner Karriere und einen bis dahin nicht für möglich gehalten Bekanntheitsgrad. Ein Erfolg bei einer Etappe der Tour de France ist und bleibt eben etwas Besonderes. Ein Ritterschlag für jeden Radprofi. Der bleibt für immer auf der Visitenkarte. «Das höre ich jetzt bei jeder Teamvorstellung», sagt Geschke mit einem Grinsen. Nun stehen für ihn seine ersten Olympischen Spiele an.
Geschke ist mittlerweile ein Gesicht des deutschen Radsports. Es gibt wahrlich Unangenehmeres im Leben eines Berufsradsportlers. Der Mann mit dem Rauschebart wird erkannt. Vor allem in jenen Ländern, in denen der Radsport einen hohen Stellenwert genießt wie in Frankreich oder Belgien. Aber auch zu Hause in Freiburg wissen die Leute inzwischen, wer ihnen da über den Weg läuft. Einige Autogramme mehr früher muss Geschke schreiben und auch häufiger Interviewanfragen beantworten.
«Sportlich bin ich aber derselbe Fahrer geblieben», sagt Geschke am Ende der Frühjahrssaison, die alles andere als gut für ihn gelaufen ist. Die Gesundheit machte ihm in diesem Frühjahr einen Strich durch die Rechnung. Im Januar und Februar plagten ihn Knieprobleme, nach Mailand–Sanremo, dem ersten der fünf sogenannten Monumente, legte ihn dann auch noch eine Grippe flach. Und bevor wieder das intensive Training für die Tour begann, musste er noch einmal unters Messer. Im Mai wurde ihm eine Titanplatte entfernt, die ihm nach seinem Schlüsselbeinbruch im März 2015 eingesetzt worden war. Ein reiner Routineeingriff.
Geschke wurde das Radfahren in die Wiege gelegt. Sein Vater Hans-Jürgen zählte in den 60er- und 70er-Jahren zu den besten Bahnsprintern. Er meldete seinen Sohn beim Berliner TSC an, wo Geschke Junior seine ersten Kilometer machte. Jürgen Geschke sammelte für die ehemalige DDR drei Weltmeistertitel und zwei olympische Medaillen.
Olympia war imme ein Traum, den sich Simon Geschke noch erfüllen wollte und nun bekommt er die Chance dazu. In Rio steht er gemeinsam mit Emanuel Buchmann und Tony Martin beim Straßenrennen am Start und wird auch das Einzelzeitfahren bestreiten. «Ich bin schon einige gute Zeitfahren gefahren, auch wenn ich darin kein Spezialist bin», sagt Geschke. «Aber der Fokus liegt sicher mehr auf dem Straßenrennen. So ein harter und anspruchsvoller Kurs verspricht ein hoch interessantes Rennen», ist der Berliner überzeugt. «Wir haben kein Team am Start, das zu den Favoriten gehört, aber je nach Rennsituation könnte sich die eine oder andere Chance für uns ergeben», glaubt der 30-Jährige. «Wir dürfen auf keinen Fall warten, bis die Froomes und Quintanas attackieren», warnt Geschke. «Und man braucht auch Glück, um im Finale dabei zu sein.» Wer weiß, vielleicht gelingt Geschke ja ein ähnlicher Coup wie im letzten Sommer in Pra Loup...
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