Hamburg (dpa) - Wieder kein Heimsieg für die deutschen Radprofis, für die André Greipel mit Rang drei zufrieden sein musste: Der US- Amerikaner Tyler Farrar erwies sich als Hamburg-Spezialist und ließ sich den erneuten Sieg bei den Cyclassics nicht nehmen.
Der Profi aus dem US-Team Garmin wiederholte beim einzigen deutschen ProTour-Rennen seinen Sieg vom Vorjahr. Farrar, der die Tour de France trotz eines Haarrisses im Unterarmknochen fortgesetzt hatte, überließ Lokalmatador Greipel aus Hürth nach 216,6 Kilometern nur Rang drei. Auf Platz zwei im Spurt einer etwa 60 Fahrer starken Gruppe fuhr der Norweger Edvald Boasson Hagen.
«Beim Heimrennen wollte ich natürlich gewinnen. Nun musste ich mich mit einem Podestplatz begnügen. Leider hatte ich den Spurt auf der falschen Straßenseite angezogen. Erik Zabel hatte mir noch den Rat gegeben, auf der anderen Seite zu sprinten. Unser Team war hauptverantwortlich dafür, die Ausreißer zu stellen - das hat sehr viel Kraft gekostet», sagte der enttäuschte Greipel nach dem Rennen, bei dem die Polizei über 500 000 Zuschauer gezählt hatte.
Für die einzigen deutschen Siege in der 15-jährigen Geschichte des hanseatischen Rennens hatten der frühere Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich (1997) sowie Erik Zabel (2001) gesorgt. Im vergangenen Jahr war Gerald Ciolek vom Team Milram auf Platz drei bester Deutscher. Greipel, der etwas zu spät in den Schlussspurt eingegriffen hatte, verpasste auf der Hamburger Mönckebergstraße seinen 17. Saisonerfolg.
Die einzig nennenswerte Schwierigkeit auf dem ansonsten flachen Kurs bildete der 87 Meter hohe Waseberg im Bezirk Blankenese. Die 16- prozentige Steigung musste viermal genommen werden. Nach der letzten Besteigung stellte das Feld drei Ausreißer, die von einer fünfköpfigen Fluchtgruppe übriggeblieben waren.
Kaum hatten sich die 168 Fahrer auf die Strecke durch die Hansestadt und die Randbezirke Niedersachsens und Schleswig-Holsteins gemacht, ging auch schon eine Ausreißergruppe davon. In der fünfköpfigen Gruppe befand sich der Erfurter Zeitfahrspezialist Sebastian Lang vom Omega-Pharma-Lotto-Team. Nach 60 Kilometern hatte die Spitzengruppe einen Vorsprung von mehr als 16 Minuten herausgefahren, weil das große Feld lange Zeit bummelte.
Erst danach ging auch im Peloton allmählich die Post ab. Doch das Quintett konnte vorerst erfolgreich Widerstand leisten. Aber 7,2 Kilometer vor dem Ziel hatten die Teams mit den aussichtsreichen Sprintern dann dafür gesorgt, dass die Ausreißer eingeholt wurden.
Besonders gut in Szene setzen wollte sich das Team Milram - doch das misslang ein weiteres Mal, wie zuletzt bei der Tour de France. Die einzige deutsche Spitzenmannschaft gibt bei den restlichen ProTour-Rennen in diesem Jahr ihren Abgesang, weil kein Sponsor Interesse signalisiert. Wohin Ciolek, Linus Gerdemann, Christian Knees, Paul Voss oder Fabian Wegmann wechseln werden, wollten sie vor dem Start in Hamburg nicht preisgeben.
Vor dem Eliterennen waren insgesamt 20 764 «Jedermänner» auf verschiedene Distanzen gegangen. Dabei waren nach Polizeiangaben 38 Unfälle mit vier Schwerverletzten zu beklagen.