Berlin (dpa) - Der verletzte Radprofi John Degenkolb hegt nach seinem Horror-Crash im Januar keine schlechten Gefühle gegenüber der Unfallfahrerin.
«Ich empfinde keinen Hass. Sie hat es ja nicht mit Absicht getan. Was sie jetzt durchmacht, ist Strafe genug», sagte der 27-Jährige der «Sport Bild». Im Wintertrainingslager im spanischen Calpe war eine betagte Britin mit ihrem Van in eine Trainingsgruppe der Mannschaft um Degenkolb gerast.
Sechs Fahrer wurden zum Teil schwer verletzt. Degenkolb kündigte nun an, rechtlich gegen die Frau vorzugehen. «Natürlich» werde er juristische Schritte einleiten. «Schließlich hat sie unser Leben völlig durcheinander gewirbelt.»
Unklar ist, ob der in Oberursel lebende Thüringer seinen linken Zeigefinger jemals wieder richtig bewegen kann. Neben einem Bruch des Unterarms hätte Degenkolb fast die Kuppe seines linken Fingers verloren. Damit der Finger vielleicht irgendwann wieder voll funktionsfähig ist, schuftet der Klassiker-Spezialist drei bis vier Stunden täglich in der Reha.
Bei Trainingsfahrten schützte eine Thermoplast-Schiene den Finger vor Erschütterungen. «Teile aus meiner Hüfte wurden in den linken Zeigefinger transplantiert, da ist immer noch alles sehr zerbrechlich», berichtete Degenkolb. Die Blutzufuhr scheine aber in Ordnung zu sein: «Eine Amputation ist momentan kein Thema.»