Wevelgem (dpa) - Vor zwei Wochen in San Remo war er stinksauer, nun kannte John Degenkolbs Jubel keine Grenzen. Der 25 Jahre alte Radprofi aus Frankfurt gewann die 76. Auflage des belgischen Klassikers Gent-Wevelgem, nachdem ihn in San Remo ein Defekt in aussichtsreicher Position gestoppt hatte.
Eine Woche vor der Flandern-Rundfahrt gibt der eindrucksvolle Erfolg dem Giant-Shimano-Kapitän einen großen Motivationsschub. «Ein unglaubliches Gefühl. Wir sind ein unglaubliches Rennen gefahren. Ich möchte mich einfach bei meinem Team bedanken, für die tolle Arbeit. Ich habe mich im Finale auf Sagan konzentriert und bin dann im richtigen Moment von seinem Hinterrad noch vorbeigefahren», freute sich Degenkolb nach 233 Kilometern im Ziel.
Im Finale - auf den letzten Kilometern gab es zwei Stürze, in die auch der Rostocker Sprinter André Greipel verwickelt war - hatte er sich als cleverer Taktiker erwiesen. Eine dreiköpfige Spitzengruppe war erst 1600 Meter vor dem Zielstrich gestellt worden.
Peter Sagan war sich seiner Sache sehr sicher und wollte zwei Tage nach seinem Erfolg beim E-3-Preis von Harelbeke auch den Sieg in Gent. Aber er war zu früh im Wind und Degenkolb düpierte den sieggewohnten Slowaken durch einen Antritt im richtigen Augenblick. Sagan musste hinter Degenkolb und dem Franzosen Arnaud Demarre sogar mit Rang drei zufrieden sein.
Lange hatte eine fünf Fahrer starke Spitzengruppe das Rennen über insgesamt neun Anstiege bestimmt. Aber 35 Kilometer vor dem Ziel war ihr Fluchtversuch beendet. Vorher war der Brite Ian Stannard vom Sky-Team in einen folgenschweren Sturz verwickelt. Er musste das Rennen aufgeben und wurde ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen eingeliefert.
Beim Deutschen Meister André Greipel besteht unterdessen nach seinem Sturz im Finale der Verdacht auf Schlüsselbeinbruch. Weitere Untersuchungen müssten diese Diagnose aber erst noch bestätigen, teilte sein Team mit.