Drenthe (rad-net) - Heute startet die Vuelta a España in Utrecht (Niederlande). Während Alejandro Valverde (Movistar) mit 42 Jahren der älteste Starter ist und sich auf Abschiedstournee befindet, fängt für Marco Brenner seine Radsportkarriere gerade erst an. Er ist mit 19 Jahren und 357 Tagen nach Juan Ayuso (19 Jahre und 337 Tage/UAE-Team Emirates) der zweitjüngste Teilnehmer und bestreitet seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt. Wir sprachen mit dem DSM-Fahrer vor der Spanien-Rundfahrt über seine Erwartungen und seine bisherige Zeit als Radprofi.
Seit wann war geplant, dass Du dieses Jahr bei der Vuelta Dein Grand Tour-Debüt geben wirst?
Marco Brenner: Ein Vuelta-Start war seit Anfang des Jahres grob angesetzt, aber noch nicht als festes Rennen. Wir wollten erst einmal sehen, wie ich durch die Saison komme. Nun habe ich mich schon länger darauf vorbereitet, unter anderem mit einem Höhentrainingslager, und freue mich, dass mein Team an mich glaubt.
Du bist nun sein rund anderthalb Jahren Radprofi. Was ist das wichtigste, was Du in dieser Zeit gelernt hast?
Brenner: Ich hab mir am Anfang zu sehr Stress gemacht, weil ich gleich Erfolge haben wollte. Aber ich habe gemerkt, dass der Weg nicht so easy ist und es nicht so einfach wie bei den Junioren ist. Dieses Jahr bin ich ruhiger angegangen und der Erfolg kam von alleine. Aber ich habe mich auch als Rennfahrer verbessert und komme mit den längeren Renndistanzen nun zurecht und werde immer routinierter im Fahrerfeld, sodass ich mein Potential nun auch im Finale abrufen kann. Das habe ich das erste Mal richtig Ende Mai in Norwegen gemerkt, dann habe ich aber leider Corona bekommen. In Polen lief es nun dann aber auch wieder gut.
Wie lief die Vorbereitung auf die Vuelta ab?
Brenner: Wir waren drei Wochen in Kühtai. Direkt danach sind wir die Polen-Rundfahrt gefahren. Unser Ziel war es dort, mit Thymen [Arensman, Anm. d. Red.] aufs Gesamtklassement zu fahren. Er ist Zweiter geworden. Aber ich konnte auch noch mit dran bleiben und bei der kleinen Bergankunft sowie im Zeitfahren lief es richtig gut – dann war auch in der Gesamtwertung als Zwölfter recht weit vorne. Insbesondere das Bergzeitfahren, in dem ich Fünfter werden konnte, zähle ich als Erfolg, der Platz im Gesamtklassement ist ein weiterer kleiner Akzent.
Und was ist nun für die Vuelta Dein persönliches Ziel?
Brenner: Ich möchte drei Wochen lang konstant gut fahren. Und vielleicht schaffe ich es, mal in die ein oder andere Spitzengruppe zu kommen.
Am 27. August, auf der achten Etappe der Spanien-Rundfahrt, feierst Du Deinen 20. Geburtstag. Hast Du Dir für diesen Tag etwas Besonderes vorgenommen?
Brenner: Ich habe mir noch nicht wirklich angeguckt, wie die Etappe an diesem Tag aussieht. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich aber schon etwas versuchen.
Was für Erwartungen hast du an das Rennen?
Brenner: Es wird eine anspruchsvolle Rundfahrt werden. Zu Beginn ist das Mannschaftszeitfahren. Eventuell soll es regnen, das wird dann natürlich spektakulär. Dann folgen zwei Sprintetappen in den Niederlanden, die sicherlich von Wind geprägt und entsprechend stressig sein werden. Und dann wird es in der zweiten und dritten Woche kaum mehr richtige Flachetappen geben, es ist immer ein Auf und Ab und konstant hart sein.
Wie ist die Stimmung bei euch in der Mannschaft?
Brenner: Ganz gut. Wir haben hier ein schönes gemischtes Team – mit erfahrenen Leuten wie John Degenkolb und Nikias Arndt und ein paar jüngere. Wir verstehen uns gut und freuen uns auf die Rundfahrt.
Du bist mit John auf dem Zimmer. Gibt er Dir zwischendurch Tipps?
Brenner: John ist der Road Captain. Er beantwortet meine Fragen und gibt mir Tipps in Dingen, wo ich noch nicht so routiniert bin. Aber er sagt mir auch, wenn ich Mist gebaut habe.
Was werden Deine Aufgaben bei der Vuelta sein?
Brenner: Ich werde Thymen so gut ich kann unterstützen. Und ich werde gucken, dass ich in den Bergen in die Spitzengruppe komme. Je nachdem, wie es bei mir läuft.
Bist Du schon aufgeregt?
Brenner: Eigentlich nicht mehr wie vor anderen Rennen. Ich sehe die Vuelta eigentlich nicht anders wie zum Beispiel eine Polen-Rundfahrt. Ich freue mich aber definitiv noch mehr auf das Rennen. Aber vielleicht ändert sich das mit der Aufregung auch noch, wenn das Mannschaftszeitfahren ansteht.
Vielen Dank, Marco. Wir wünschen viel Glück und Erfolg bei der Vuelta a España!