Frankfurt/Main (dpa/rad-net) - Rudolf Scharping bewertet die Arbeit im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) positiv. «Wir waren 2014 so erfolgreich wie nie», sagte der Verbandspräsident und ehemalige Politiker bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main.
Mit vielen Medaillen und guten Plätzen schmückten die Radsportler in den olympischen Disziplinen Straße, Bahn, Mountainbike und BMX die diesjährige Bilanz. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende: Die Bahn-Europameisterschaften in der kommenden Woche und die Kunstrad- und Radball Weltmeisterschaften im November stehen noch aus. Der sportliche Erfolg sei auch ein Verdienst des Sportfördersystems des BDR bestehend aus Vereinen, Landesverbänden, Bundeswehr-Förderung und gut ausgebildeten Trainern.
Auch wirtschaftlich sei der BDR bei leicht steigenden Mitgliederzahlen, aber sinkenden Nachfragen nach Lizenzen, wieder gesund. «Wir haben nach den Jahren zwischen 2008 bis 2011, als die Insolvenz drohte, wieder ein gesundes Umfeld», betonte Scharping. «Wir schreiben schwarze Zahlen.» Seine eigene Arbeit will der frühere SPD-Parteivorsitzende nicht überbewerten. «Das sinkende Schiff vor dem Untergang bewahrt zu haben, ist aber nicht so schlecht», meinte der 66-Jährige, der den BDR seit 2005 führt.
Vor einem Jahr wurde der frühere Kanzlerkandidat überzeugend von den Mitgliedern im Amt bestätigt, obwohl er im Vorfeld eine Kandidatur für eine dritte Amtsperiode abgelehnt hatte. Er wolle nicht allen gefallen, nur den Verband gut führen, hatte er im März 2013 erklärt.
Das in Arbeit befindliche Anti-Doping-Gesetz sei bei den Radsportlern willkommen. Der frühere Kanzlerkandidat mahnte das Zusammenwirken von Sportgerichtsbarkeit und staatlicher Strafverfolgung an. «Der Sport ist überfordert, wenn kriminelle Machenschaften im Spiel sind.» Es gehe um gemeinsame Ziele. «Dafür muss man gemeinsame Instrumente finden», erklärte der BDR-Präsident, der für erfolgreiche Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro im kommenden Jahr Perspektivkader in allen Disziplinen zusammenstellen lassen will.
Das auf Initiative des BDR 2013 gegründete Continental-Team rad-net ROSE Team sei eine gute Entscheidung gewesen, die Verzahnung zwischen Straße und Bahn voranzutreiben. Dass der Shampoo-Hersteller Alpecin vom kommenden Jahr an als Sponsor beim Team Giant Shimano um die Sprinter Kittel und Degenkolb einsteigt, ist für Scharping sehr erfreulich. Der BDR strebt eine Kooperation an, um deutsche Fahrer unterzubringen. Die Überlegungen der ARD, künftig wieder live von der Tour de France zu berichten, könne für andere Unternehmen Anlass sein, dem Alpecin-Beispiel zu folgen.
Welt- oder Europameisterschaften im Bahnradsport nach Deutschland zu holen, gibt der BDR-Präsident als Ziel für die nächsten Jahre aus. Berlin habe mit dem Velodrom eine ideale Austragungsstätte, um die erfolgsverwöhnten deutschen Sportler zu präsentieren. «Warum soll hier nur geschwommen werden?», fragte Scharping - ein kleiner Seitenhieb. Denn Jens Voigt konnte kürzlich den Stundenweltrekord nicht in seiner Heimatstadt fahren, weil das Velodrom für die Schwimm-EM umgebaut war und zum Training nicht zur Verfügung stand.