Köln (dpa) - Die Dopingtests bei den Peking-Spielen sollen nach Recherchen der ARD-Sportschau «deutlich lückenhafter als bisher bekannt» gewesen sein. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) habe mehrere Testverfahren nicht durchführen lassen, hieß es am Sonntag in einer Pressemitteilung des WDR. «Es hat kein grünes Licht der Welt-Anti-Dopingagentur WADA für den Einsatz der Nachweismethoden gegeben», sagte Patrick Schamasch, Direktor der Medizinischen Kommission des IOC, in der TV-Sendung.
Bestimmte Verfahren, die zum Teil schon lange vor den Olympischen Spielen zur Verfügung standen und von der Wissenschaft auch publiziert wurden, seien in Peking nicht zur Anwendung gekommen. Dabei handle es sich laut ARD-Recherchen um «Testverfahren für mögliche neue Varianten anaboler Designer-Steroide, für die hochwirksamen muskelaufbauenden SARMs sowie für die zur Verschleierung von Doping anwendbaren Proteasen».
WADA-Vizepräsident Arne Ljungqvist, zugleich Vorsitzender der Medizinischen Kommission des IOC, sagte in einer Reaktion auf die ARD-Recherchen, das IOC beabsichtige, die bereits angekündigten Nachtests der Peking-Proben auszuweiten. «Sobald die Nachweisverfahren im Routinesystem sind, werden wir die Peking-Proben auch auf SARMs und bisher unbekannte Designer-Steroide untersuchen. Das ist unser Plan», erklärte der Schwede.
Das IOC hatte für Ende des Jahres bereits Nachkontrollen von rund 1000 Dopingproben angekündigt. «Wir werden wahrscheinlich nach Weihnachten beginnen und könnten die Ergebnisse dann Ende des ersten Quartals 2009 haben», kündigte Patrick Schamasch, Medizinischer Direktor des IOC, Ende November an. Die eingefrorenen Proben sollen in Lausanne und Köln sowohl auf CERA (eine neue Version des Blutdopingmittels EPO) als auch auf Insulin (Hormon mit anaboler Wirkung) nachkontrolliert werden.
Das IOC führte in Peking die Rekordzahl von 4770 Proben - davon 3801 Urin- und 969 Bluttests - durch. Die Nachuntersuchungen dürften geschätzte eine Million Euro kosten.