Münster (dpa) - «Mach et jut, Ete!» Nach mehr als 200 Profi-Siegen, 16 Jahren in der Weltspitze und einem tränenreichen Doping-Geständnis verabschiedet sich Altmeister Erik Zabel von seinen heimischen Fans.
Und wie es dem Naturell des 38-Jährigen entspricht, will der Titelsammler mit einem letzten Coup von der nationalen Straßenradsport-Bühne abtreten. «Es wäre natürlich sehr schön, sich mit einem Sieg von den deutschen Fans zu verabschieden», sagte Zabel vor dem Münsterland-Giro, dem der Milram-Kapitän mit seinem während der WM verkündeten Rücktritt unverhoffte Aufmerksamkeit beschert.
Seine Weggefährten und Rivalen müssen sich erst noch daran gewöhnen, dass der seit seinem Doping-Geständnis vor eineinviertel Jahren etwas dünnhäutig gewordene Zabel künftig nicht mehr zum Inventar der Szene gehört. «Es ist ein unwirkliches Gefühl, dass Erik aufhört. Zabel und der deutsche Radsport sind fast eins», sagte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen, der mit Zabel vergeblich über eine Fortsetzung der Karriere verhandelt hatte.
Nach Münster wird der in Unna lebende Familienvater nur noch am 12. Oktober beim Klassiker Paris - Tour in den Sattel steigen, anschließend will er im Winter noch einige Sechstagerennen bestreiten. «Es ist ein Abschied in Etappen. So kann man sich langsam daran gewöhnen», meinte Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag, der gemeinsam mit Zabel am 24. Mai 2007 Doping zu Magenta-Zeiten eingeräumt hatte. «Uns persönlich hat es sicher noch enger zusammengebracht», sagte Aldag über die Doppel-Beichte. Seinen Freund lobte er für dessen Karriereleistung: «Er war über 15 Jahre die Konstante im deutschen Radsport.»
Von der dürfen zum Abschluss die Veranstalter des Münsterland-Giro profitieren. Kamen im Vorjahr bereits rund 300 000 Zuschauer an die Strecke, soll in diesem Jahr trotz ungünstiger Wetterprognosen ein Zabel-Effekt spürbar sein. «Wir gehen davon aus, dass uns Zabels Abschieds-Gala einige Extra-Zuschauer bringt», sagte Veranstalter Rainer Bergmann. Zabel jedenfalls will seine 209,8 Kilometer lange Abschiedsrunde nicht nur zum Schaulaufen nutzen - zumal ihm die Streckenführung bestens gelegen kommt: «Die Zielrunde in der Münsteraner Innenstadt verläuft relativ flach, so dass eine Sprintankunft möglich ist.» Und ob die Konkurrenten Zabel das verdiente Happy End verderben wollen, ist zudem fraglich.