Bamberg (rad-net) - Eine erstklassige Bewertung des internationalen Radsportverbandes UCI, größtes Lob von den teilnehmenden Profis und eine unglaubliche Begeisterung an der Strecke und in den Etappenorten: Die Bayern Rundfahrt ist als wichtigstes und größtes deutsches Etappenrennen weiter auf dem Weg nach oben. Geht es nach den Verantwortlichen der UCI und den Fahrern, hat die Bayern Rundfahrt in diesem Jahr schon einmal vorsichtig an die Tür zur WorldTour geklopft. Die Rahmenbedingungen dafür stimmen, heißt es im Abschlussbericht der Kommissäre des internationalen Radsportverbandes, die das Rennen begleitet und detailliert unter die Lupe genommen haben. Besonders hervorgehoben wurde in der «1A-Bwertung» die erstklassige Organisation, die herausragende Absicherung der gesamten Strecke durch die mobile Sicherungsstaffel des Veranstalters in Zusammenarbeit mit der die gesamte Rundfahrt begleitenden bayerischen Polizei sowie den örtlichen Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, das perfekte Zusammenspiel mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Rundfahrt und das enorme Zuschauerinteresse in den Etappenorten und entlang der Strecke.
Auch die Profis, die der Rundfahrt erneut eine Bestbesetzung gesichert haben, zollten den Organisatoren höchstes Lob: «Die Rundfahrt war genial, das Publikum war genial, es waren so viele Zuschauer an der Strecke, selbst an den Arbeitstagen, das war unglaublich», so Christian Knees, Sieger der Bayern Rundfahrt 2008 und in diesem Jahr als Siebter der Gesamtwertung bester Deutscher. «Wir haben hier ein großes Potential.» Der Franzose Thomas Voeckler, Vierter der Gesamtwertung der Tour de France, hatte die Bedeutung des Rennens schon vor dem Start unterstrichen: «Die Bayern Rundfahrt ist nicht einfach ein Vorbereitungsrennen für Frankreich. Zuerst zählt für mich das Ergebnis hier», so der zweifache Tour-Etappensieger. Komplimente gab es auch von Weltmeister und Olympiasieger Fabian Cancellara aus der Schweiz, der nach seinem vierfachen Schlüsselbeinbruch bei der Flandern-Rundfahrt auf bayerischen Straßen sein Comeback und den Startschuss seiner Vorbereitung für die Olympischen Spiele gab: «Ich war schon begeistert von diesem Rennen, und mein Eindruck wurde voll bestätigt», so der 31-Jährige, der im vergangenen Jahr erstmals in Bayern am Start war. «Da habe ich diese Rundfahrt für mich entdeckt.»
Sprintstar Alessandro Petacchi, mit drei Etappensiegen neben Gesamtsieger Michael Rogers aus Australien der dominierende Fahrer dieser Rundfahrt, feierte seine Premiere in Bayern. Allerdings sei er nicht zum letzten Mal hier, was als klare Ansage an die Konkurrenz zu deuten ist und die Veranstalter in ihrer Arbeit bestätigt: «Nächstes Jahr werde ich wieder hier fahren und nicht den Giro d‘Italia», kündigte der Italiener, sechsfacher Etappensieger und Gewinner des Grünen Trikots der Tour de France, bereits in Bamberg gegenüber dem Bayerischen Rundfunk an. «Aber zuerst will ich jetzt bei der Tour de France wieder gewinnen und wenn möglich zum zweiten Mal das Grüne Trikot holen.» In Bayern hat‘s für den 38-Jährigen aus La Spezia damit schon einmal geklappt, auch wenn das bayerische Sprinttrikot blau ist.
Der Australier Michael Rogers, dreifacher Weltmeister im Zeitfahren fand in Bayern sogar die Liebe zu seiner alten Paradedisziplin wieder: «In meinen jungen Jahren war ich Zeitfahrspezialist, jetzt finde ich meine Begeisterung wieder», so der 32-Jährige. Seinen Ambitionen für die Bayern Rundfahrt hatte Rogers aber schon vor dem Zeitfahren Ausdruck verliehen: «Es ist ein tolles Rennen durch einen unglaublich schönen Teil von Deutschland und auch die Zuschauer sind einfach spitze. Ganz klar, wir sind hier mit dem Ziel, die Gesamtwertung zu gewinnen. Die Bayern Rundfahrt ist ein ganz wichtiges Rennen.» Für Rogers Teamkollegen und Landsmann Richie Porte, unter anderem bereits Träger des «Maglia Rosa» beim Giro d‘Italia, steht bereits nach seiner ersten Teilnahme an der Bayern Rundfahrt fest: «Das hier ist ein Rennen, das in die WorldTour gehört. Einfach top.»
Auch bei den Gastgebern fiel die Bilanz der Bayern Rundfahrt hervorragend aus: «Das ist ein Ereignis, von dem man seinen Enkeln erzählen kann. Ich hoffe, dass wir so etwas wiederholen können», so Patrick Ruh, 1. Bürgermeister von Feuchtwangen nach dem Zeitfahren. «Wir als Herz des Chiemgaus sind enorm stolz, dass wir als Startort ausgewählt wurden. Das war eine tolle Möglichkeit, die ganze Region zu präsentieren, und unseren Chiemgau interessant zu machen», so Manfred Kösterke, Oberbürgermeister von Traunstein mit Blick auch auf das große Medieninteresse an der Rundfahrt. «Ein begeisterndes Rennen, für dessen Finale unsere Weltkulturerbe-Stadt ein würdiger Gastgeber mit beeindruckender Zuschauerkulisse war», so Andreas Starke, Oberbürgermeister der Stadt Bamberg.
Komplimente und Lob von Fahrern wie internationalem Verband, dazu begeisterte wie begeisternde Etappenorte und eine makellose sportliche Bilanz sorgten am Ende auch beim sonst selbstkritischen Rundfahrt-Chef Ewald Strohmeier für Zufriedenheit: «Ich bin kein Fan von Superlativen und will nicht anfangen, wie bei den Olympischen Spielen jetzt nach jedem Rennen die beste aller Bayern Rundfahrten zu verkünden, aber diese 33. Auflage der Bayern Rundfahrt war schon beeindruckend. Das Zusammenspiel aller Beteiligten, der Einsatz der Städte und Gemeinden an der Strecke und in unseren Etappenorten, ein sportlich spannendes und erstklassiges Rennen und wahnsinnig viel Zuschauer, das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Von einem Sprung in die WorldTour und damit auf das Niveau von Landesrundfahrten wie der Tour de Suisse will Strohmeier aber noch nichts wissen: «Natürlich wollen wir uns weiterentwickeln. Potential für Verbesserungen gibt es immer. Aber das machen wir, wie wir es in den vergangenen Jahren auch gemacht haben: Schritt für Schritt. Und immer so, dass der Charakter unserer Rundfahrt erhalten bleibt.»
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Bayern: Petacchi zum Dritten und Rogers Gesamtsieger