Münstertal (rad-net) - Die Karriere des U23-Vize-Weltmeisters von 2013 ist vorläufig unterbrochen. Julian Schelb hat verkündet, dass er sich mit dem Multivan-Merida Biking Team auf eine Vertragsauflösung zum Ende diesen Monats verständigt hat. Die Initiative dazu kam vom Münstertäler.
Eine ziemlich demoralisierende Saison 2015 und ein Frühjahr 2016, das genau daran anknüpfte, haben Julian Schelb den Spaß am Leistungssport gründlich verdorben. Auch die Saison 2014 lief nicht so, wie er sich das in seinem ersten Jahr beim Team Multivan-Merida erhofft hatte. Der Grund? Eine hartnäckige und weitreichende Pollenallergie. «Wenn Du drei Jahre über den Winter seriös trainierst und kriegst dann nur einen auf den Deckel, wenn Du Zeit und Motivation investierst und bekommst nichts zurück, dann macht das keinen Sinn mehr. Es macht keinen Spaß mit halber Motorleistung Rennen zu fahren», erklärt Julian Schelb gegenüber rad-net den Grund für seine Entscheidung. Erfolgserlebnisse gab es in den vergangenen beiden Jahren nur ansatzweise.
Vor knapp drei Wochen hatte er im tschechischen Kutna Hora zum vorerst letzten Mal eine Startnummer am Lenker. «Da hatte ich schon am Tag zuvor Atemprobleme und dann beim Warmfahren auch wieder. Da war mir von einem auf den anderen Moment klar: ich muss aufhören. Ich stand am Start und habe mich gefragt, was mache ich hier eigentlich. Wenn eine Allergie von März bis Mitte Mai rein geht, dann bist du im Radsport fehl am Platz. Es wäre auch nicht fair gewesen gegenüber dem Team, das weiter zu verlängern», erzählt der 23-Jährige, wann und wie er zur Erkenntnis kam besser um die Vertragsauflösung zu bitten.
Ein paar Tage später saß er mit Team-Chef Andreas Rottler am Tisch. «Er war überrascht, aber konnte mich verstehen. Vielleicht auch weil er selbst aus dem gleichen Grund seine Karriere beendet hat», berichtet Schelb von dem Gespräch. Bei der Team-Vorstellung in Albstadt, respektive auf der Burg Hohenzollern, gab es dann in der Eile halt eine kleine Notlüge vom Infekt und Allergie. Was ja auch nicht komplett falsch war.
Von Karriere-Ende will Schelb aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sprechen. «Es ist eine Karriere-Unterbrechung», betont er. «Ich habe weiter Spaß am Biken, ich trainiere weiter, aber jetzt ist erst mal Ruhe mit den Rennen. Das hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Ich will mich nicht festlegen, um niemandem was schuldig zu sein.» Das klingt auch etwas nach Erwartungen, die auf ihm lasteten, weil er sie bei Multivan-Merida nicht erfüllen konnte.
Es könnte aber trotzdem sein, dass man ihn in dieser Saison nicht doch noch bei einem Rennen sehen wird. Der Pollenflug lässt ja irgendwann auch mal nach. «Ich werde jetzt erst mal weiter Studieren (Volkswirtschaft in Freiburg) und einfach Spaß haben. Dann sehen wir weiter», sagt Schelb und er klingt erleichtert.
Ob er auf hohem Niveau noch mal zurückkommen wird, hängt natürlich auch davon ab, ob Schelb die Allergie-Probleme irgendwie eindämmen kann. Die Maßnahmen, die er im Winter in Absprache mit Trainer Christoph Weiß vorgenommen hat, brachten auf jeden Fall keinen Erfolg. Auch der Trainer-Wechsel von Ralph Näf zu Christoph Weiß hat keinen positiven Effekt gezeitigt.
Für den deutschen Cross-Country-Sport bedeutet die Entscheidung von Schelb einen Schlag ins Kontor. Der Süd-Schwarzwälder galt einer der größten Hoffnungsträger, hatte 2013 in der U23 WM-Silber geholt. Das war das erste Edelmetall für den BDR in dieser Kategorie seit Manuel Fumic' 2004 Gold gewonnen hatte. Und dabei war Schelb auf der Startgerade bei einem unverschuldeten Sturz über die Bande geflogen und musste das Feld von hinten aufrollen. 2014 lief es im letzten U23-Jahr allerdings schon nicht mehr so gut, den erhofften Weltcup-Sieg gab es nicht. Die Allergie-Probleme schienen von Jahr zu Jahr größer zu werden.
Julian Schelb war zur Saison 2014 vom Kirchzartener Lexware-Rothaus Team zu Multivan-Merida gewechselt und hat neben U23-WM-Silber auch Team-WM-Silber und Junioren-WM-Bronze (2010) gewonnen.