Cali (dpa) - Nach dem historischen Titel-Hattrick machte sich Kristina Vogel selbst ein Geschenk. «Ich gönne mir als Belohnung im Flugzeug ein Business-Class-Upgrade.»
«Am Mittwoch muss ich schon wieder bei der Bundespolizei zum Praktikum antreten, da will ich ausgeschlafen sein», scherzte Vogel, nachdem sie mit ihrem dritten Titelgewinn bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften im kolumbianischen Cali zur erfolgreichsten deutschen Radsportlerin aufgestiegen war.
Auch im Keirin ließ Vogel der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance und triumphierte ähnlich souverän wie bereits im Sprint und Teamsprint. Platz zwei ging an Anna Meares (Australien) vor Titelverteidigerin Rebecca James (Großbritannien). Nach dem überlegenen Erfolg hatte die 23-jährige Erfurterin noch genügend Kraft, ihre Hightech-Maschine auf der Zielgeraden locker in die Luft zu heben und das Publikum zu mehr Jubel zu animieren.
«Ich kann mein Glück nicht in Worte fassen. Ich musste niemandem mehr etwas beweisen, wollte einfach meinen Weg gehen», sagte eine glückselige Vogel. Teamkollegin Miriam Welte, die in Cali zwei WM-Titel einfuhr, gehörte zu den ersten Gratulanten: «Wir sind das mit Abstand erfolgreichste Zimmer dieser WM. Ich freue mich wahnsinnig für Kristina, es ist so verdient nach dieser tollen Saison.» In der Tat ist Vogel im Sprint eine Klasse für sich. In der Weltcup-Serie war sie ungeschlagen geblieben. Im Teamsprint ist sie mit Partnerin Welte kaum mehr zu schlagen, nachdem die beiden bei Olympia 2012 noch durch äußerst glückliche Umstände (Disqualifikation der Britinnen und Chinesinnen) die Goldmedaille geholt hatten.
Bei Vogel stehen bereits im jungen Alter fünf Weltmeistertitel und einmal Olympia-Gold zu Buche. Ähnlich erfolgreich waren in der Vergangenheit nur Hanka Kupfernagel (fünf WM-Titel im Cross und auf der Straße) und Judith Arndt (vier WM-Titel auf Bahn und Straße).
Dabei schien Vogels Karriere vor knapp fünf Jahren schon beendet. Nach einem schlimmen Trainingssturz im Mai 2009 lag sie zwei Tage im Koma. Der damals 18-Jährigen war durch einen Kleinbus die Vorfahrt genommen worden. Vogel flog mit Tempo 50 durch die Heckscheibe, erlitt zahlreiche Brüche am Brustwirbel, an der Hand, am Arm, am Kiefer und verlor fast alle Zähne. Nach unzähligen Operationen und Reha-Maßnahmen kehrte sie aber wieder zurück.