Sangerhausen (rad-net) – Im Rahmen des seit 1963 ausgetragenen Radball-Turnier Rosariopokal in Sangerhausen, früher Großer Preis der MIFA, wird am kommenden Samstag das Finale im Radball-Weltcup ausgetragen. Die Vorrundenspiele beginnen um 11 Uhr und werden gegen 15 Uhr enden. Die Finalveranstaltung beginnt um 18 Uhr. Gegen 21:30 Uhr wartet die Rosenkönigin Lydia I. auf die Ehrung der Sieger und Platzierten.
Über acht Turniere der Serie 2012 haben sich acht Mannschaften aus Europa für dieses Finale qualifiziert, dazu kommt mit Pinkies Osaka der Vertreter Asiens und für den Ausrichter spielt mit der Wildcard der RSV Sangerhausen. Die Gruppeneinteilung ergibt sich zwar aus dem Ranking der Weltcupserie, aber dennoch werden 27 Endspiele erwartet. Die drei Nationen Schweiz, Österreich und Deutschland, die auch WM-Medaillengewinner waren, bleiben unter sich, lediglich Japan gesellt sich dazu. In einem Finale zählt das Weltcup-Ranking überhaupt nicht mehr, die Tagesform entscheidet. Dennoch zeigen die Resultate im Jahre 2012, dass das Quartett aus Deutschland sicher nicht zu den absoluten Top-Favoriten zählt.
Die Gruppe 1 ist am stärksten besetzt. Vize-Weltmeister 2012 RC Höchst I mit Dietmar Schneider und Patrick Schnetzer will den unglücklichen Verlust des WM-Titels korrigieren und im Trikot des Weltcup-Führenden könnte diese Wunde mit diesem Titel geheilt werden. Schneider ist ein Spieler der ersten Stunde im Weltcup und hatte 2005 in Ober-Olm den Gesamtweltcup gewonnen mit Simon König. Genau dieser ist allerdings jetzt ein großer Rivale für ihn, denn mit Florian König als RC Höchst II, Europa-Cup-Sieger 2011, brennt im eigenen Verein ein Konkurrenzkampf auf höchstem Niveau. RV Winterthur hat in Person von Peter Jiricek zum elften Mal das Finale erreicht und zusammen mit Marcel Waldispühl brauchte er dafür nur drei Turniere. Der Gesamtsieg in der reichhaltigen Titelsammlung fehlt Peter Jiricek noch. Für den DM-Dritten RVS Obernfeld mit Andre und Manuel Kopp ist das Ziel, Erreichen des Finales, leichter als erwartet Realität geworden. Man hat fast ein Heimspiel und die Kopps werden mit ihrer Spielweise immer zu beachten sein. RSV Sangerhausen spielt mit den Zwillingsbrüdern Steven und Mike Pfaffenberger. Noch immer halten die Zwillinge Pfaffenberger den Grand-Slam-Rekord, denn 2004 gewannen sie alle vier Weltcupturniere und anschließend in Baesweiler auch das Gesamtfinale. Seit ihrer Wiedervereinigung im Sommer 2012 sind sie bei Turnieren und in der Oberliga Sachsen-Anhalt noch ungeschlagen.
In Gruppe 2 erscheint das Teilnehmerfeld durch das Mitwirken von Pinkies Osaka aus Japan leichter zu sein. Die Japaner spielen erst seit dem Sommer 2011 zusammen und haben Platz fünf beim Weltcup in Moar in Malaysia belegt. Yosuke Murakami spielte für Osaka mit einem anderen Partner schon die Weltcup-Turnier in Japan 2010, Platz 7 und 2011, Platz drei. Takehiro Miyamoto kam aus dem Team Kuramae und erreichte jeweils Platz fünf in den Jahren 2010 und 2011. Das Spiel um die Plätze neun und zehn werden die Japaner nicht verhindern können. Im Fokus steht hier ganz klar der amtierende Weltmeister RS Altdorf mit Dominik Planzer und Roman Schneider, denn jetzt muss man den Titel auf höchstem Niveau beweisen. Als Jäger stehen hier die beiden deutschen Teams RV Gärtringen mit Uwe Berner und Matthias König und SV Ehrenberg mit Rico Rademann und Mike Schroeter in günstiger Lauerposition bereit. Ebenso wie Altdorf hat auch Gärtringen den Gesamtweltcup bereits zweimal gewonnen, als amtierender Europa-Cup-Sieger sollten die Württemberger nach der Durststrecke im Herbst mental wieder so weit sein, nun wieder angreifen zu können. SV Ehrenberg als Deutscher Vizemeister ist allerdings ein gewisser Angstgegner für den RV Gärtringen und die Thüringer gehen immer an ihre Leistungsgrenzen. Für den Finalneuling Mike Schroeter geht sein bestes Sportjahr zu Ende. Als Team ebenfalls Finalneuling ist RC Höchst III mit Thommy und Markus Bröll, der Vizemeister Österreichs. Die Radballwelthauptstadt ist offensichtlich von Brünn nach Höchst gewechselt, denn der Verein in Vorarlberg hatte sich mit allen drei Mannschaften für den Weltcup qualifiziert und diese sind geschlossen ins Finale marschiert, eine einmalige Leistung.
Der Rosariopokal ist das älteste in Deutschland jährlich ausgetragene Turnier und hat eine politische Bedeutung und Tradition durchlebt und überlebt. Anno 1963, zwei Jahre nach dem Bau der Mauer, gab es seinerzeit im Kulturhaus Thomas Münzer das 1. Turnier, gesponsert von den MIFA-Fahrradwerken in Sangerhausen. In der übervollen Halle bejubelten die Zuschauer den Sieger Schneider-Landmann aus Leipzig und diese Euphorie verschaffte diesem Turnier seinen legendären Ruf. In den ersten Jahren durfte das «kapitalistische Ausland» noch teilnehmen, später blieb der Westen ausgeschlossen und es wurde mehr ein Nationenvergleich DDR gegen CSSR, ehe es zu Zeiten der Wende 1990 Probleme bei der Finanzierung und der Austragungsstätte gab. Noch vor wenigen Jahren drohte das Aus, aber Spieler und Kommissäre ergriffen die Initiative, indem sie auf einen Teil ihrer Gage verzichteten und den damaligen Bürgermeister von Sangerhausen animierten, sich für den Fortbestand des Traditionsturniers einzusetzen. Seit 2004 ist die neue Heimat jetzt die ideale Mammuthalle und nach dem beiden Weltcupturnieren in 2006 und 2010 hat die UCI nun die verdienten Förderer des Turniers belohnt und zum 50-jährigen Jubiläum das 11. Weltcupfinale nach Sangerhausen vergeben.