Berlin (rad-net) - 141 Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und 461 Weltmeistertitel – mit dieser eindrucksvollen Zwischenbilanz hat das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin gestern sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Die Materialschmiede kümmert sich seit mehr als 30 Jahren auch um die Entwicklung der technischen Ausstattung der deutschen Radsportler, speziell fürs Zeitfahren auf der Straße und für Kurzzeit- und Ausdauerrennen auf der Bahn.
«Das FES hat einen ganz entscheidenden Anteil an unseren Erfolgen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Mit der wegweisenden Entwicklung von aerodynamsichen Rennrädern und Zeitfahrmaschinen wurde eine neue Ära des Rahmenbaus eingeleitet, von der auch wir als Verband stark profitiert haben und weiterhin profitieren», sagt Patrick Moster, Leistungssportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
«Hier wird Großartiges für unseren Spitzensport geleistet», sagte DOSB-Präsident Thomas Bach bei der Jubiläumsfeier in Berlin-Köpenick. «Hier arbeitet eine Medaillenschmiede des deutschen Hochleistungssports. Was Ingenieure und Techniker hier austüfteln, trägt zur Chancengleichheit unserer Athletinnen und Athleten bei», sagte der Fecht-Olympiasieger von 1976.
Die Optimierung der Symbiose zwischen Mensch und Material sei die Aufgabe des FES, betonte dessen Direktor Harald Schaale. Das FES ist Weltmarktführer in der Geräte- und Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu, Rodeln, Eisschnelllauf und Bobsport. Die 70 Mitarbeiter sind derzeit für 13 Sportarten damit beschäftigt, Geräte zu entwickeln, messtechnisch zu begleiten und Prototypen zu bauen, für den Sommersport und den Wintersport. Das jährliche Budget, in erster Linie vom Bundesinnenministerium getragen, beträgt 6,2 Millionen Euro.
Zu DDR-Zeiten ging die Materialschmiede aus der Entwicklungsabteilung für Sportgeräte der Forschungsstelle der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport in Leipzig (DHfK) hervor. Schon 1962 begannen die Entwicklungen im Rudern, Kanu und Segeln. Von 1968 an beschäftigten sich die Tüftler mit Rodelschlitten, 1970 begannen die Arbeiten im Radsport. Seit Anfang der 80er-Jahre wird die Geräteentwicklung für die Spitzenathleten im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) intensiv betrieben, speziell fürs Zeitfahren und den Bahnradsport.
Dank der Carbon-Technik wurde 1985 das erste selbsttragende Scheibenlaufrad und von 1987 an der erste Carbon-verstärkte Fahrradrahmen entwickelt – beides Weltneuheiten. Mithilfe dieser Technik gab es für den BDR 1988 in Seoul den bahnbrechenden Erfolg mit Olympia-Gold im Straßenvierer und Silber in der Team-Verfolgung.
Schwerpunkte der Arbeit sind dabei die CAD-Konstruktion von disziplinspezifischem und UCI-konformem Radmaterial, die Weiterentwicklung der Laminattechnologie zur Reduzierung der Masse und zur Erhöhung der Steifigkeitsparameter, die Verbesserung der aerodynamischen Kennwerte, eine exakte und effektive Werkzeugfertigung mittels CNC-Technik und die Entwicklung individueller, reglementgerechter und aerodynamischer Fahrerpositionen. Dazu zählen auch die Anpassung und Optimierung der Bekleidung.