Madrid (dpa) - Im Prozess um die «Operación Puerto» hat der frühere deutsche Radprofi Jörg Jaksche den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes schwer belastet.
Bei den Bluttransfusionen, denen er sich bei Fuentes unterzogen habe, sei es nur darum gegangen, «die Vorschriften zu umgehen», sagte der 36-Jährige vor Gericht in Madrid. Jaksche widersprach damit Aussagen des Mediziners, dieser habe sich ausschließlich um die Gesundheit der von ihm betreuten Sportler gesorgt. Schon bei den ersten Kontakten habe Fuentes ihm Anabolika, das Wachstumspräparat IGF-1 und eine Blutdoping-Behandlung angeboten. «Und er war stolz darauf», betonte Jaksche.
Der Ansbacher, der 2007 Doping gestanden und 2008 seine Karriere beendet hatte, war der erste Ex-Kunde von Fuentes, der in den Zeugenstand trat. Am Montag sagte auch Ivan Basso aus, einer der prominentesten Radprofis, die der spanische Arzt behandelte. «Ich bin schwach geworden, weil ich meinen Traum verwirklichen wollte, die Tour zu gewinnen», berichtete der Italiener in einer Videokonferenz. Er habe die Dienste von Fuentes für 70 000 Euro in Anspruch nehmen wollen. Dann aber flog die Affäre auf, zu der Rückführung des bereits entnommenen Blutes vor der Frankreich-Rundfahrt 2006 kam es nicht mehr. «Das alles war keine gute Sache», sagte er rückblickend.
Der zweimalige Tour-de-France-Sieger Alberto Contador ist für den 22. Februar vorgeladen. Entgegen seinem Antrag muss der Spanier dann persönlich in Madrid erscheinen und kann nicht wie Basso per Video-Schalte eine Aussage machen. Contador, der ebenfalls mit Fuentes in Verbindung gebracht worden war, ehe sein Name aus den Polizeiunterlagen verschwand, ist Zeuge der Verteidigung. Er fuhr 2006 für das Team Liberty Seguros des Mit-Angeklagten Manolo Saiz.
In dem Prozess geht es formal nicht um Doping, weil dies 2006 noch kein Straftatbestand in Spanien war. Fuentes und vier Mitangeklagten wird die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit vorgeworfen. Der 57 Jahre alte Mediziner beteuerte, er habe Bluttransfusionen bei Hochleistungssportlern vorgenommen, weil deren Blut bei Wettkämpfen einen gefährlich niedrigen Hämatokritwert aufgewiesen habe.
«Fuentes hat mit mir nie über Risiken gesprochen», berichtete Jaksche. Er sei sich teilweise nicht sicher gewesen, überhaupt sein eigenes Blut zurückgeführt zu bekommen. «Ich hätte sterben können», meinte der ehemalige Liberty-Seguros-Fahrer. Er betonte, Fuentes sei ihm von Saiz vorgestellt worden. «Niemand hat mich zum Doping gezwungen, aber das gehörte zum Radsport einfach dazu», sagte er.
Allein zwischen 2003 und 2006 soll Fuentes rund 200 Sportler betreut haben, und zwar nach eigener Aussage nicht nur Radprofis, sondern auch Fußballer, Tennisspieler, Boxer und Leichtathleten. Die Tätigkeit des gelernten Gynäkologen war im Vorfeld der Tour de France 2006 aufgeflogen. Bei der «Operación Puerto» beschlagnahmte die spanische Polizei im Mai 2006 in Laboren von Fuentes mehr als 200 Blutbeutel und weitere Dopingmittel. Der Mediziner und weitere Personen wurden verhaftet.