Arnheim (dpa) - Kaum hatte Marcel Kittel italienischen Boden betreten, bekam der Topsprinter noch einmal seine Heldentaten vor Augen geführt.
«Kittel, der Schöne in Rosa, der die Herzen bricht. Der Giro d'Italia hat seinen Kaiser», schwärmte das Blatt «Tuttosport». Und in der «Gazzetta dello Sport» war zu lesen: «Der Zyklon Kittel geht über Arnheim nieder und nimmt alles mit: Sieg, das Rosa Trikot und den Doppelerfolg. Bei 70 Stundenkilometern ist Marcello il Bello ein Spektakel, eine Naturgewalt, ein Wunder.»
Italien hat Kittel schon jetzt ins Herz geschlossen, obwohl der deutsche Seriensieger noch keinen einzigen Kilometer im Heimatland der Rundfahrt zurückgelegt hat. Doch die Wucht und die Dominanz, mit der Kittel seine zwei Etappensiege und damit auch die Gesamtführung beim Abstecher in den Niederlanden eingefahren hat, erinnert viele italienischen Radsport-Fans an ihren früheren Helden Mario Cipollini.
Und Kittel weiß sich wie «Super Mario» in Szene zu setzen. Der 27-Jährige, der sein schlimmes Jahr 2015 eindrucksvoll hinter sich gelassen hat, konnte von Fotos im Rosa Trikot gar nicht genug bekommen. Sogar seiner Homepage hat er einen rosa Anstrich verpasst. «Ich werde jeden Moment in diesem Trikot genießen», sagte Kittel und bekommt das Lachen kaum mehr aus seinem Gesicht.
Die Ernsthaftigkeit kehrt bei Kittel erst zurück, wenn die Weltmeisterschaft im Oktober zur Sprache kommt. «Das ist ein schwieriges Thema», sagte Kittel der Deutschen Presse-Agentur und betonte: «Letztendlich wird es eine Entscheidung geben müssen, die jetzt nicht beim Giro gefällt wird, aber auch mit den Ergebnissen dort genommen wird. Es ist schon wichtig, am Ball zu bleiben.»
Der WM-Kurs in Katar ist ein reiner Sprinterkurs, die deutsche Mannschaft wird - Stand jetzt - als haushoher Favorit ins Rennen gehen. Die Frage nach dem Kapitän beschäftigt schon jetzt Fahrer und Verantwortliche. «Ich habe oft genug bewiesen, dass ich in solchen Rennen vorne sein kann», erklärte Kittels deutscher Rivale André Greipel, der nach Stürzen und Rippenbrüchen im Frühjahr beim Giro noch nicht mit Kittel mithalten kann. Bei der vergangenen Tour de France hat er jedoch mit vier Etappensiegen seine Klasse bewiesen.
Und auch John Degenkolb als tempoharter Sprinter ist eine Option. «In Katar ist der Sieg das erklärte Ziel. Wir sind professionell genug, einen Kapitän auszumachen. Im Radsport ist es ein Geben und Nehmen», sagte Degenkolb, der nach seinem schlimmen Trainingsunfall im Januar an seinem Formaufbau arbeitet.
«Lasst uns diese Diskussion nicht beim Giro führen», forderte Kittel und will weitere Argumente für sich liefern. Vier bis fünf Chancen hat er beim Giro noch auf der Rechnung. Schließlich will er auch in Italien noch einen Sieg einfahren. Seine vier Etappensiege hat der Etixx-Quickstep-Kapitän alle im Ausland erkämpft. 2014 gewann er in Belfast und Dublin, bevor er krank vom Giro abreiste. Nun waren es die Erfolge Nummer drei und vier in Nimwegen und Arnheim. «Ich freue mich auf Italien», sagte Kittel. Die Italiener tun es auch.
Die italienischen Pressestimmen zu Erfolgen von Kittel beim Giro:
«Gazzetta dello Sport»: «Kittel-Zugabe: In Italien in Rosa. Kolossal. Kittel holt sich instinktiv alles und fliegt in Rosa nach Italien. Der Zyklon Kittel geht über Arnheim nieder und nimmt alles mit: Sieg, das Rosa Trikot und den Doppelerfolg. Ein weiterer Sprint, der einen mit offenem Mund zurücklässt, wie schon der am Tag zuvor. Bei 70 Stundenkilometern ist Marcello il Bello ein Spektakel, eine Naturgewalt, ein Wunder.»
«Corriere dello Sport»: «Ein überhöhter Kittel gewinnt mit großem Vorsprung. Der Deutsche zertrümmert den Endspurt und erobert das rosa Trikot. Marcel Kittel, schon wieder er.»
«Tuttosport»: «Kittel, der Schöne in Rosa, der die Herzen bricht. Der Deutsche wiederholt seinen Erfolg und übernimmt die Führung: Die Frauen verehren ihn. Der Giro d'Italia hat seinen Kaiser. Er ist blond, hat blaue Augen und Schultern wie ein Leibwächter.»
«La Stampa»: «Schon wieder er. Mit entwaffnender Überlegenheit hat der Deutsche Marcel Kittel auch den Schlusssprint bei der dritten Giro-Etappe dominiert.»
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