Kapstadt (dpa) - Am Kap hofft Gerald Ciolek auf einen erfolgversprechenden Neubeginn. Der deutsche Topsprinter verließ die Beletage des Radsports und heuerte beim Zweitliga-Team MTN Qhubeka in Südafrika an.
Der Standort der ProContinental-Mannschaft wirkt ähnlich exotisch wie die Herkunft seiner neuen Arbeitskollegen. Sie kommen aus Eritrea, Äthiopien, Algerien und Südafrika - und repräsentieren alles andere als ausgesprochene Radsport-Nationen.
«Bei der ersten Marken-WM im Zeitfahren war MTN im vergangenen September in Valkenburg immerhin 23. von 32 Startern», merkte Ciolek an und Teamchef Jens Zemke aus Wiesbaden träumt: «Wir wollen als erstes afrikanisches Team zur Tour de France».
Der Sprinter ist sportlich zuversichtlich und auch vom sozialen Ansatz seiner Arbeitgeber angetan. «Wir sind nicht die Cool Runnings des Radsports», sagte der Pulheimer mit Hinweis auf den Kinofilm über das erste jamaikanische Bobteam, das 1988 an den Olympischen Spielen in Calgary teilnahm und vor allem für Amüsement sorgte.
Hinter der südafrikanischen Rad-Mannschaft steht der afrikanische Telekommunikations-Riese MTN. Da passt es gut ins Bild, dass der U23-Weltmeister von Salzburg den Wechsel seinem neuen Manager Ken Sommer - Sohn des einstigen Telekom-Chefs Ron Sommer - verdankt. «Die Ausstattung ist top, alles läuft sehr professionell», sagte Ciolek der Nachrichtenagentur dpa beim Trip zum Firmensitz.
Nach seinem WM-Triumph 2006 stand dem schnelle Rheinländer, der zu Beginn seiner Karriere den etablierten Erik Zabel mit dem Titelgewinn bei den deutschen Meisterschaften 2005 geschockt hatte, die Radsport-Welt offen. Doch irgendwie platzte der Knoten nicht recht, weder bei T-Mobile, Milram, noch bei Omega-Quickstep, dem laut Ciolek «besten Team der Welt», bei dem er den Platz neben Tony Martin räumen musste.
Fast entschuldigend erklärte Ciolek: «Nur einer von 1000 Fahrern schafft es von der Spitze im Nachwuchsbereich auch bei den Profis ganz nach vorne». Dabei fehlte ihm bei vielen respektablen Leistungen auch bei der Tour oft nur ein Wimpernschlag zum ganz großen Sieg. 2009 gewann der 26-Jährige eine Etappe der Spanien-Rundfahrt.
Als MTN-Kapitän hofft Ciolek auch auf das Wohlwollen der Organisatoren der großen Rennen in Europa. «Vielleicht klappt es mit Einladungen zur Algarve-Rundfahrt, zu Tirreno-Adriatico oder Mailand-San Remo - ich bin zuversichtlich», sagte Ciolek. «Gerald muss ein paarmal treffen - dann läuft's», erklärte Zemke die gewünschte Marschroute des neuen Teams.
Mit dem deutschen Exmeister Martin Reimer und Andreas Stauff strampeln auch erfahrene, einheimische Profis an der Seite Cioleks, der bei der Mallorca-Tour Anfang Februar 2013 in die Saison einsteigen wird.
Der mächtige MTN-Konzern hat sich mit der Stiftung Qhubeka zusammengetan. Über den Profiradsport als Anreiz soll die Mobilität der Kinder in den Townships verbessert werden. Dafür wurden bereits 40 000 Räder verteilt. Irgendwann sollen die bedürftigen Kinder auf einer Million Rädern unterwegs sein, um ihren oft kilometerlangen, stundenlangen Schulweg erträglicher machen.