Winterberg (dpa) - Sprinter Gerald Ciolek hat den Bergspezialisten ein Schnippchen geschlagen und die Columbia-Festtage bei der Deutschland-Tour fortgesetzt.
Einen Tag nach dem Etappensieg seines Rostocker Team-Kollegen André Greipel entschied der 21-jährige Radprofi aus Pulheim die letzte Bergankunft an der 772 Meter hohen Bobbahn in Winterberg dank eines beherzten Schlussspurts für sich. Sein führender Kapitän Linus Gerdemann kam als Elfter zeitgleich mit Ciolek, der im Vorjahr bereits drei Etappen gewinnen konnte, ins Ziel und machte im strömenden Regen einen großen Schritt Richtung Gesamtsieg.
«Ich wusste, dass dieser Berg nicht ganz so schwer ist», sagte Ciolek, nachdem er auf der nur 400 Meter kurzen, aber extrem steilen Schlussrampe mit einem langen Spurt alle Klassement-Fahrer düpiert hatte. Sein Dank ging nach dem vierten Tagessieg bei der D-Tour an Columbia-Kollege Tony Martin, der mit einer Tempoverschärfung den Coup vorbereitet hatte. «Ich musste das auf den letzten 300 Metern nur zu Ende bringen - und das kann ich in einem ansteigenden Finish», meinte Ciolek, der bei der Tour de France viermal aufs Podest gefahren war, aber den erhofften Tagessieg stets verpasst hatte. Auf der längsten Etappe über 218,4 Kilometer kamen der Schweizer Rubens Bertogliati und der Italiener Leonardo Bertagnolli, Sieger der dritten Etappe, auf die Plätze zwei und drei.
Gerdemann war im Ziel einfach nur froh, dass er seine letzte Bewährungsprobe vor dem entscheidenden Zeitfahren am 6. September in Bremen ohne Zeitverluste überstanden hatte. «Aufgrund des Wetters war es sehr schwer. Mir ist einfach nur kalt», sagte Gerdemann, der im Ziel vor Kälte zitterte. «Ich hatte Angst, das mir die Beine einschlafen.» Die Gesamtwertung führt der starke Zeitfahrer, dessen Gelbes Trikot den ganzen Tag über von einer Regenjacke verdeckt wurde, unverändert vor seinem schwedischen Team-Gefährten Thomas Lövkvist, der 17 Sekunden zurückliegt, und dem Slowenen Janez Brajkovic (+20 Sekunden) an.
Rund 15 Kilometer nach dem Start in Mainz war es zu dem erwarteten Szenario gekommen, als ein Sextett am Anstieg zur Taunus-Anhöhe «Platte» attackierte. Da keiner der Flüchtlinge in der Gesamtwertung eine Rolle spielt, ließ das von Columbia kontrollierte Feld die sechs Ausreißer ziehen. Ihr Vorsprung pendelte sich auf lange vier Minuten ein, ehe 20 Kilometer vor dem Ziel als Letzter der Schwede Gustav Larsson geschluckt wurde und das Rennen von vorn begann. Kurz darauf versuchte Kjell Carlström sein Glück, aber 1500 Meter vor der Winterberger Bobbahn flog das Peloton an dem Finnen vorbei.
Für mehr als 10 der 154 gestarteten Fahrer kam bei dem anstrengenden Ritt über Berg und Tal durch drei Bundesländer das Aus. Der norwegische Sprinter Thor Hushovd, 2005 Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France, war dabei der prominenteste Aussteiger.
Auf den kommenden beiden Etappen nach Neuss und Georgsmarienhütte werden Sprintankünfte erwartet, so dass die Spitzenfahrer Kräfte für den Showdown in Bremen sammeln können.