Wiesloch (dpa) - Linus Gerdemann bleibt das strahlende Aushängeschild der Deutschland-Tour. Der 25 Jahre alte Radprofi vom Columbia-Team zeigte auch auf der zweitlängsten Etappe, die der Italiener Leonardo Bertagnolli gewann, keinerlei Schwäche und verteidigte sein Gelbes Trikot.
«Am Ende war es eine sehr anspruchsvolle Etappe, aber unsere Taktik ist aufgegangen», sagte Gerdemann. Der Münsteraner hatte trotz einiger Attacken auf dem 530 Meter hohen Königstuhl keine Mühe, seinen Vorsprung auf die zeitgleichen Verfolger Thomas Lövkvist (+17 Sekunden) und Janez Brajkovic (+20) zu verteidigen.
Hinter Tagessieger Bertagnolli (Liquigas) erreichten der Kolumbianer Rigoberto Uran (Caisse d'Epargne) und Gerdemanns schwedischer Team-Kollege Lövkvist nach 214,9 Kilometern das Ziel im badischen Wiesloch. «Letztlich haben mich die Ausreißer nicht interessiert, denn es ging nicht um den Etappensieg, sondern darum, die Konkurrenz auf Abstand zu halten», meinte Gerdemann. Die Sprinter um den Pulheimer Gerald Ciolek spielten im Finale keine Rolle.
Zuvor hatten Milram-Kapitän Christian Knees und Gerolsteiner-Profi Johannes Fröhlinger, der 2009 zum nationalen Rivalen wechselt, die mit 214,9 Kilometern zweitlängste Etappe nach Wiesloch über weite Strecken geprägt. Knapp fünf Stunden lang fuhren die künftigen Team- Kollegen dem Feld voraus, nachdem sie kurz nach dem Start im fränkischen Herrieden erfolgreich attackiert hatten. Zwischenzeitlich erarbeitete sich das Duo ein Zeit-Polster von knapp acht Minuten, doch das Peloton hielt die beiden Ausreißer an der kurzen Leine.
Dank der Tempoarbeit von Columbia schmolz der Vorsprung stetig, im Anstieg zum Königstuhl bei Heidelberg stellten die Favoriten um Gerdemann 26 Kilometer vor dem Ziel die beiden Ausreißer. Pech hatte Gerolsteiner-Kapitän Markus Fothen, zuvor Gesamtelfter, der in der Abfahrt auf regennasser Fahrbahn stürzte und im Ziel 38 Sekunden verlor. Anschließend attackierte ein Trio um Bertagnolli, so dass es nicht zum erwarteten Duell der Top-Sprinter kam. Gerdemann hatte dank seiner starken Equipe alles im Griff und führt die D-Tour weiter souverän an - sehr zur Freude von Renn-Direktor Kai Rapp: «Wir wissen, dass es für die Veranstaltung gut ist.»
Am Rande der 10. D-Tour grassierte das Wechselfieber. In dem Österreich-Rundfahrt-Sieger Thomas Rohregger vermeldete das Milram- Team einen weiteren Zugang. Besonders aktiv war die neue «Katiucha»- Equipe, die fünf teilweise spektakuläre Neuverpflichtungen tätigte. In der kommenden Saison werden etwa der zwölffache Tour-de-France- Etappensieger Robbie McEwen (Australien) und der Russe Wladimir Karpets zum Nachfolge-Team von Tinkoff wechseln. Am diesjährigen Tour-Champion Carlos Sastre besteht ebenfalls Interesse.