Wien (dpa) - Bergkönig Bernhard Kohl ist ins Tal der Tränen gestürzt. «Der Radsportler Kohl ist tot, den wird es nicht mehr geben», sagte Peter Wrolich einen Tag nach dem Doping-Geständnis seines Kollegen vom Team Gerolsteiner. Den Menschen Kohl werde er aber «sicher nicht fallen lassen».
Unter Druck geraten ist nun Stefan Schumacher, der ebenfalls unter Dopingverdacht steht, sich aber noch in Schweigen hüllt. «Ich kann so ein Geständnis wie von Bernhard nicht von Stefan fordern, damit würde ich in ein schwebendes Verfahren eingreifen», sagte der bisherige Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer der Deutschen Presse Agentur dpa: «Ich wünsche mir nur, dass jeder Fahrer die Wahrheit sagt.»
Mit stockender Stimme und feuchten Augen hatte der österreichische Radprofi Kohl am Vorabend sein Doping-Geständnis abgelegt. «Ich bin der Versuchung erlegen, weil der Erfolgsdruck unglaublich groß gewesen ist. Ich bin nur ein Mensch und bin in einer Ausnahmesituation schwach geworden», sagte Kohl, der bei der Tour de France das Bergtrikot gewonnen und in der Gesamtwertung Rang drei belegt hatte. Diese Erfolge werden ihm nun aberkannt werden.
Kohl entlastete Holczer, der angeblich nichts von den Doping-Praktiken gewusst hat. Holczer war froh: «Hut ab vor Bernhard, dass er ehrlich sagt, was los ist. Respekt, dass er diesen Mut gefunden hat und auch gesagt hat, dass das Team Gerolsteiner damit nichts zu tun hatte. Ich habe 0,0 Prozent davon gewusst.»
Die bittere Wahrheit über die Ursachen für Kohls rasanten Aufstieg bei der Frankreich-Rundfahrt in diesem Jahr liegt jetzt auf dem Tisch. Der Österreicher gab CERA-Doping zu. Nachuntersuchungen hatten ergeben, dass Kohl am 3. und 15. Juli positive A-Proben auf das EPO-Mittel der dritten Generation abgegeben hat. Nach Aussagen von Kohl habe er erstmals in seiner Karriere gedopt. «Das ist ein Riesen-Rückschlag für den Radsport, in Österreich wird er sich von diesem Keulenschlag nicht so schnell erholen», bemerkte Kohls Trainingspartner Bernhard Eisel.
Dass an Kohls Worten gezweifelt wird, darüber ist sich Kohl im Klaren. «Wer glaubt schon einem dopenden Sportler. Damit muss ich selbst leben, ich habe mir den Schlamassel selbst zuzuschreiben», meinte Kohl, der auf die Öffnung der B-Probe verzichten will. Ihm droht nun eine zweijährige Sperre. Noch unmittelbar nach der Tour de France in diesem Jahr hatte Kohl gesagt: «Doping ist Betrug, bei mir war die Versuchung nie da.»
«Für mich ist das ein absolut negatives Erlebnis. Es tut mir irrsinnig leid um den österreichischen Sport», sagte Andreas Schwab, Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur Österreichs. Er kündigte an, dass gegen Kohl ein Disziplinarverfahren eingeleitet werde. Dieses soll in spätestens acht Wochen abgeschlossen sein.