Albi (dpa) - Andreas Klöden ist der große Wurf beim Zeitfahren nicht gelungen - sein Team-Kapitän Alexander Winokurow stand als Tagessieger im Rampenlicht.
Ein Sturz auf regennasser Straße nach 27 Kilometern kostete den 32-jährigen Klöden beim ersten langen Zeitfahren der 94. Tour de France in Albi möglicherweise das Gelbe Trikot. Er musste nach 54 Kilometern mit Platz drei und der für ihn mäßigen Zeit von 1:08:13 zufrieden sein. Die Spitze im Gesamtklassement verteidigte völlig überraschend der umstrittene Däne Michael Rasmussen, der beileibe nicht zu den starken Zeitfahren gehört, aber auf Platz elf fuhr.
Der vom Tour-Ausschluss bedrohte 33 Jahre alte ehemalige Mountainbike-Weltmeister wuchs über sich hinaus und trotzte den Spezialisten in 1:09:29 Stunden. Rasmussen liegt jetzt, bevor es in die Pyrenäen geht, mit genau einer Minute vor dem Australier Cadel Evans und darf sich sogar zu den Kandidaten auf den finalen Erfolg in Paris zählen. Die kommenden drei Bergetappen machen Rasmussen, der nach dem Rennen «nur Fragen zum Sportlichen» beantwortete, sicher keine Angst. «Das war das beste Zeitfahren meines Lebens», sagte der spindeldürre Däne, der eigentlich nicht mehr fahren dürfte, nachdem er im Tour-Vorfeld drei Doping-Kontrolltermine nicht einhielt, was wie ein positiver Doping- Fall zu werten wäre.
Klöden, der in einer Kurve ausgerutscht war und sich leicht an der Hüfte und am Bein verletzte, verlor durch den Sturz vielleicht 20 Sekunden. Schwerer wog, dass nach diesem Unfall sein Rhythmus gebrochen war. «Nach dem Sturz habe ich den richtigen Tritt verloren, außerdem haben mich die Hubschrauber nervös gemacht. Die Knie tun mir weh, aber ich werde weiter die Zähne zusammenbeißen. Unsere Mannschaft ist stark - das haben wir heute wieder bewiesen», sagte der Wahlschweizer und dicke Freund von Jan Ullrich nach dem für ihn enttäuschenden Samstag. Linus Gerdemann vom T-Mobile-Team, Tour- Spitzenreiter für einen Tag, fuhr in 1:09:43 nach Klöden die beste Zeit der übrigen deutschen Teilnehmer.
Winokurow erlebte eine «Wiedergeburt». Der Kasache, der vor dem Zeitfahren weit abgeschlagen von der Spitze 8:05 Minuten hinter Rasmussen rangierte, arbeitete sich wieder nach vorne. Der als Topfavorit gestartete Astana-Kapitän machte deutlich, dass mit ihm in den folgenden Pyrenäen-Etappen wieder zu rechnen sein wird - auch wenn ein möglicher Toursieg in Paris trotz seines eindrucksvollen Comebacks nach wie vor sehr weit entfernt scheint.
«Ich habe die Alpen überlebt, jetzt geht es besser bei mir. Ich wollte allen zeigen, dass ich noch nicht geschlagen bin. Die Tour ist noch nicht zu Ende. Für mich fängt sie morgen neu an. Die Ärzte haben in den letzten Tagen sehr gute Arbeit geleistet. Wir haben nicht den Druck des Gelben Trikots und Rasmussen macht mich nicht bange», sagte der an beiden Knien verletzte Winokurow, der in 1:06:34 nahezu eine Fabelzeit fuhr. Der Spanier Alejandro Valverde war der große Verlierer in Albi und fiel von Rang zwei im Gesamtklassement auf den 11. Platz mit 5:48 Minuten Rückstand auf Rasmussen zurück.
Einer der großen Favoriten auf den Tagessieg, Fabian Cancellara, hatte seine Chance schon bei Halbzeit vertan. Der Schweizer Gewinner des Prologs von London, der sieben Tage das Gelbe Trikot trug, stürzte bei strömendem Regen in einer Kurve. Er prallte auf der Abfahrt nach einer Tunnel-Ausfahrt an eine Mauer, verletzte sich leicht und verausgabte sich danach nicht mehr. Die lange nach ihm startenden Favoriten auf den Toursieg hatten mit dem Wetter nicht solch ein Pech wie Cancellara, waren aber auch - siehe Klöden und sein Team-Kollege Andrej Kaschetschkin - vor Stürzen nicht gefeit.
Der Parcours mit zwei kleinen Steigungen war anspruchsvoll, speziell wegen des nach dem Regen glatten Untergrunds. Das zweite und letzte große Zeitfahren steht am vorletzten Tour-Tag auf dem Programm. In Cocgnac sind dann sogar 55,5 Kilometer zu bewältigen.