Berlin (rad-net) - Mit widersprüchlichen Aussagen und ohne auf Details einzugehen, hat sich jetzt auch Winfried Hermann, Sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, in die Diskussion um die Sperrung von Mitteln für den Radsport und das Ende der Live-Berichterstattung eingeschaltet. Er sei gespannt, was Rudolf Scharping erzählen wolle, wenn der Präsident des Bund Deutscher Radfahrer zum Gespräch in den Sportausschuss komme, so Hermann. «Er hat vor eineinhalb Jahren vieles angekündigt, was den Sport sauber machen sollten, aber er ist gescheitert. Er hat viel versprochen, was er nicht gehalten hat», so Hermann gegenüber dem Deutschland-Funk. Was er meint, ließ er dabei offen.
Aus Sicht des Grünen-Politikers sei auch der Schritt, die Mittel für den Radsport zu streichen, eindeutig richtig: «Ich freue mich, dass der Sportausschuss jetzt ernst macht, wenn er wirklich die Mittel sperrt. Eine andere Sprache verstehen die Radsportler nicht», so Hermann. Man müsse sich überlegen, so Hermann weiter, «dass da Sportler ein Medikament genommen haben, dass noch nicht auf dem Markt ist, dass noch in der Erprobungsphase ist.» Auf welches Medikament und welche Fälle er sich bezog, ließ er ebenfalls offen. Das Medikament «Cera», für das Produzent Roche Pharma als «MIRCERA» am 26. Juli 2007 in der Europäischen Union die Zulassung erhielt, sollte für den 1. Oktober 2007 in den Markt eingeführt werden.
Bei der Tour de France waren unter anderem Bernhard Kohl, Stefan Schumacher und Ricardo Ricco auf das Medikament getestet wurde, nachdem die Verantwortlichen die Möglichkeiten des entsprechenden Testes bis zur Frankreichrundfahrt erfolgreich geheim gehalten hatten. Diese erfolgreiche Aufklärungsarbeit dürfte dem Radsport jetzt zum Verhängnis werden.
«Die Verantwortlichen haben gesagt, wir räumen auf. Dann war der nächste Skandal da», so Winfried Hermann im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Eine Aussage, die nicht einer gewissen Logik entbehrt. Nur wer intelligent fahndet und aufklärt, kann aufdecken. Ein Ziel, dass dem Politiker eigentlich sehr lieb sein müsste. So steht es zumindest auf seiner Webseite. «Als Sportpolitischer Sprecher engagiere ich mich für sauberen, das heißt dopingfreien Spitzensport und gesundheitsorientierten Breitensport», so Hermann dort. Für ihn ist der Radsport, «das kann man pauschal sagen, völlig verseucht. Da gibt es mafiöse Strukturen. Es gibt da ein Milieu, das muss man radikal abschneiden und zur Seite legen.»
Entsprechend sei auch der Schritt von ARD und ZDF, aus der Berichterstattung auszusteigen, nur logisch. «Wenn Sport nicht mehr vorbildlich ist, nicht mehr schön anzuschauen ist, sollte man eine kritische Berichterstattung machen. Wie lange haben die Verantwortlichen nicht auf kritische Distanz gedrängt, es wird Zeit, dass ARD und ZDF mal ihre kritische Verantwortung übernehmen», so Hermann. «In den Zeiten von Jan Ullrich hat man einen Quotenbringer gesehen und nicht mehr nachgefragt. Jetzt, wo Zuschauer sich abwenden, jetzt wird man mutiger.»
Von seinen Politiker-Kollegen fordert Hermann schärfere Gesetze: «Wir brauchen den Straftatbestand des Sportbetruges.» Wer Gegener, Wettbewerber oder Sponsoren betrüge, müsse auch strafrechtlich verfolgt werden können, nicht nur sportgerichtlich, so der Politiker. Das bisherige Gesetz zu diesem Thema reiche nicht aus. «Das ist nicht wirklich ein Anti-Doping-Gesetz, das wirkt nur wenn ein Trainer oder ein Arzt erwischt wurde.»
Das Interview mit Winfried Hermann zum Nachhören (mp3 beim Deutschlandfunk)