Vigo (dpa) - Die Vuelta a Espana, die dritte große Länder-Rundfahrt nach Giro d'Italia und Tour de France, kämpft ums Überleben. Seit Jahren ziehen sich die Zuschauer am Straßenrand und am Fernsehschirm immer mehr zurück.
Die Doping-Skandale beeinflussen das am 1. September in Vigo beginnende Rennen über insgesamt 21 Etappen und 3241 Kilometer massiv. Der Vuelta, die bis zur Verabschiedung eines Anti-Doping-Gesetzes vor kurzem als eine Art Paradies für Manipulateure galt, sind Glaubwürdigkeit und Stars abhanden gekommen. Für einen harten Anti-Doping-Kurs investieren die Veranstalter diesmal zusätzlich 180 000 Euro.
Der gesperrte Vorjahressieger Alexander Winokurow ist nicht am Start wie sein gesamtes Astana-Team, das ausgeladen wurde. Ebenso nicht dabei der lange als Saubermann geführte ProTour-Gesamtsieger von 2006, Alejandro Valverde, gegen den der Weltverband UCI eine Ermittlung startete. Der Spanier soll nun doch in die Doping-Affäre Fuentes verstrickt sein.
Mit Winokurow, Valverde und Andrej Kaschetschkin von Astana, dem wie seinem Kapitän Blutdoping nachgewiesen worden war, fehlen die ersten drei des Vorjahres. Roberto Heras, der formale Vuelta-Sieger von 2005, muss bis September noch eine zweijährige Doping-Sperre absitzen. Der ebenfalls unter Doping-Verdacht stehende Toursieger Alberto Contador verzichtet auf sein Heimrennen und engagiert sich für seinen US-Sponsor Discovery Channel, der sich am Ende der Saison zurückzieht, lieber gleichzeitig in der Tour of Missouri.
«Es wird ein Rennen ohne Favoriten», befand die spanische Nachrichtenagentur EFE. Carlos Sastre vom Team CSC, der Russe Denis Menschow, der nach dem Doping-Fall Heras als Vuelta-Sieger 2005 geführt wird, der Tour-Zweite Cadel Evans aus Australien, und der vermeintliche Toursieger 2006, Oscar Pereiro, gelten als die größten Anwärter auf das Gold-Trikot, das am 23. September in Madrid dem Gesamtsieger überreicht wird. Pereiro wartet immer noch auf sein Gelbes Trikot aus Frankreich - das Urteil gegen den als überführt geltenden Toursiegers Floyd Landis (USA) steht immer noch aus.
Im Vergleich zu 2006 geht es bei der Vuelta diesmal wieder in die Pyrenäen. Die Favoriten auf den Gesamtsieg werden früh gefordert. Bereits die vierte von insgesamt 21 Etappen endet nach 182 km mit einer Bergankunft in Lagos de Covadonga. Außerdem stehen zwei Einzelzeitfahren und drei weitere Bergankünfte auf dem Programm.
Aus deutscher Sicht steht besonders der nach seinem Doping-Geständnis ebenfalls nicht unumstrittene Erik Zabel im Fokus, der im Milram-Team zusammen mit Alessandro Petacchi an den Start geht. Gegen den Italiener läuft ein Doping-Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, er darf aber bis zur Urteilverkündung fahren. Bei T-Mobile bestreitet der Routinier Giuseppe Guerini, der auf die Tour wegen schwerster Magenprobleme verzichten musste, sein letztes Karriere-Rennen. Sein Team-Kollege André Greipel wird versuchen, den Sprintern das Leben schwer zu machen.
Für Gerolsteiner treten die bei der Tour enttäuschenden Markus Fothen und Stefan Schumacher an. Beide sehen in der Vuelta wie viele Kollegen aber nur das willkommene Terrain für die Vorbereitung auf die Straßen-Weltmeisterschaften am 30. September in Stuttgart. Schumacher gilt dort quasi vor seiner Haustür als einer der Topfavoriten.