Leipzig (rad-net) - Nervöse Spannung und Hoffnung auf eine baldige Entscheidung bestimmen am Tag vor der Hauptversammlung des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die Stimmung in Leipzig. Im Tagungshotel, einem 27-stöckigen Bau am Rande der Innenstadt, das zumindest von seinen oberen Stockwerken einen unglaublichen Weitblick bietet, findet heute die Feierstunde zum 125-jährigen Jubiläum des Verbandes statt. Zum Feiern dürfte nach dem Wahlkampf der vergangenen Wochen und Tage dabei allerdings nicht allen Verantwortlichen zu Mute sein.
Bis morgen Punkt 9.1 der Tagesordnung aufgerufen wird und die gut 100 Delegierten abstimmen dürfen, bleibt der Wahlkampf in Leipzig präsent. Ob beim abendlichen Empfang, während der Feierstunde mit geladenen Gästen oder auf den Fluren und im Fahrstuhl. Bis zuletzt wird an Allianzen geschmiedet, diskutiert oder nach Verbündeten gesucht.
Auch beim so genannten «Fürstenabend» am Donnerstag ging es hoch her. In dieser Runde sitzen die Präsidenten der Landesverbände zusammen - in der Regel um sich über den Radsport zu beraten. Zuletzt ging es allerdings fast nur noch um Stimmungen und Stimmenfang. Nachdem der amtierende BDR-Chef Rudolf Scharping in den ersten Wochen seiner Opposition das Feld des Wahlkampfes beinahe kampflos überlassen hatte, hatte er in den vergangenen Tagen um so heftiger zurückgeschossen und seinen Herausforderern «Klüngelei in Hinterzimmern» und eine «Schlammschlacht» attestiert. Klaus-Peter Haupka, Chef der Radsportler in Niedersachsen, hat von «geladener Stimmung» am Fürstenabend berichtet.
Die Medien haben sich zuletzt in der Mehrheit auf Scharping eingeschossen. Die «Süddeutsche Zeitung» titelte in ihrer heutigen Ausgabe «Immer weiter so» und sprach von einer «drohenden Amtszeit» des früheren Bundesverteidigungsministers. In der «Welt» darf Mountainbike-Olympiasiegerin Sabine Spitz erneut ihren Ärger über die Verbandsspitze äußern, der über die Deutsche Presse-Agentur (dpa) weitere Verbreitung findet: «An Rudolf Scharping waren große Erwartungen geknüpft. Die hat er in keinster Weise erfüllt. Deshalb hat er für mich auch keine Berechtigung, erneut zum BDR-Präsidenten gewählt zu werden», sagte Spitz. Dabei haben die in ähnlicher Form seit Wochen wiederholten Aussagen inzwischen etwas von persönlicher Fehde: «In erster Linie wäre ich glücklich, wenn nicht noch einmal Rudolf Scharping gewählt wird», so Spitz.
Auch in den Sitzungen der Kommissionen war der Kampf um die BDR-Spitze zumindest unterschwellig ständiges Thema. Zuletzt tagte im Hotel «Westin» am heutigen Nachmittag der Hauptausschuss, die Konferenz aus dem Präsidium des BDR sowie der Spitzen der Landesverbände.
Berichterstattung von der Bundeshauptversammlung