Leipzig (dpa) - Die wegen ihres Boykotts bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Stuttgart bestraften Verfolger müssen weiter um ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 2004 in Athen bangen.
Knapp drei Monate nach ihrem Ausschluss aus der Nationalmannschaft lehnte der Bundesrechtsausschuss des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Frankfurt/Main die Einsprüche von Daniel Becke (Erfurt), Sebastian Siedler (Gera) und Christian Bach (Erfurt) ab, zum Teil wurden die Strafen aber verkürzt. Der Fall von Olympiasieger Jens Lehmann (Leipzig) wurde bis zum 3. Dezember vertagt.
Die Sanktion gegen Becke setzte der Ausschuss unter dem Vorsitz von Rechtsanwalt Rainer Wicke um ein Jahr bis zum 31. August 2004 herab. Ab dem 31. Januar kann er beim BDR-Präsidium ein Gnadengesuch stellen, um doch noch die sportliche Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen. «Ich bin über das Urteil überrascht. Ob ich aber ein Gnadengesuch stellen werde, weiß ich noch nicht», sagte der Erfurter. Vorher werde sein Anwalt prüfen, ob er gegen diese Entscheidung bei einem ordentlichen Gericht oder beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne vorgehen wird.
Die Sperren von Siedler und Bach bleiben bestehen. Siedler ist weiter bis zum 31. August 2004 aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen, kann aber wie Becke ein Gnadengesuch stellen. Bach, der sich für sein Verhalten entschuldigt hatte und ab 1. Januar 2004 wieder startberechtigt ist, darf sich nach jetzigem Stand für die Spiele qualifizieren.
Im Fall von Jens Lehmann hatten dessen Anwälte dem BDR einen Vergleichsvorschlag unterbreitet, der im BDR-Präsidium am 28. November besprochen werden soll. Wegen der Meuterei war Lehmann bis zum 31. August 2005 gesperrt worden.
Die vier Fahrer hatten sich bei der Bahn-WM in Stuttgart geweigert, gemeinsam mit Guido Fulst (Berlin) und Robert Bartko (Potsdam) in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung anzutreten. Daraufhin hatte der BDR den Vierer abgemeldet; somit fand erstmals seit 1962 die WM-Entscheidung in der Mannschaftsverfolgung ohne deutsche Beteiligung statt. Lehmann, Becke und Siedler könnten bei einer Beibehaltung der Sanktionen nicht bei den Olympischen Spielen in Athen starten.