Innsbruck (rad-net) - Alejandro Valverde hat sich in Innsbruck (Österreich) den Weltmeistertitel geschnappt. Im Sprint einer vierköpfigen Gruppe verwies der Spanier, der schon sechsmal mit Silber oder Bronze auf de WM-Podest stand, Romain Bardet (Frankreich) und Michael Woods (Kanada) auf die Plätze zwei und drei. Tom Dumoulin (Niederlande) wurde Vierter.
Die Männer ließen das 258,5 Kilometer lange WM-Rennen, das einmal über den drei Kilometer langen Berg im Gnadenwald, siebenmal über den sieben Kilometer langen Anstieg auf der sogenannten Olympia-Runde und schließlich die «Höll» hinauf führte und somit über fast 5000 Höhenmeter, ruhig angehen.
Ausreißer holen bis zu 19 Minuten Vorsprung heraus
Zu Beginn des Rennens gab es einige Angreifer aus dem Feld, die man gewähren ließ. So bildete sich recht schnell eine elfköpfige Spitzengruppe mit Ryan Mullen und Conor Dunne (Irland), Kasper Asgreen (Dänemark), Rob Britton (Kanada), Laurent Didier (Luxemburg), Daniil Fomonykh (Kasachstan), Karel Hník (Tschechien), Ilia Koshevoy (Weißrussland), Vegard Stake Laengen (Norwegen), Tobias Ludvigsson (Schweden) und Jacques Janse van Rensburg (Südafrika), die bis zu 19 Minuten Vorsprung auf das Feld hatte.
Auch als das erste Mal die Olympia-Runde befahren wurde, wurde der Vorsprung der Ausreißer nicht merklich kleiner. Es dauerte noch bis zur dritten Überquerung, rund 125 Kilometer vor dem Ziel, dass der Abstand erstmals wieder unter die 15-Minuten-Marke fiel.
Erst als es noch weniger als 100 Kilometer bis zum Ziel waren, erhöhte das Feld das Tempo etwas konsequenter. Insbesondere zeigten sich die Österreicher und Briten an der Spitze des Pelotons. So verringerte sich die Lücke auf rund zehn Minuten. Zu diesem Zeitpunkt mussten auch die ersten Fahrer aus der Ausreißergruppe ihre Mitstreiter fahren lassen. Von Berg zu Berg wurde nun die Gruppe immer kleiner, aber die letzten Ausreißer waren noch lange nicht eingeholt.
Auch im Feld mussten bei der selben Überquerung des Berges die ersten namhafteren Fahrer die Segel streichen, unter ihnen der Weltmeister der vergangenen drei Jahre, Peter Sagan, und auch der deutsche Joker Maximilian Schachmann. Schachmann wäre «gerne länger mitgefahren, aber ein Defekt und eine Schwäche – wahrscheinlich hatte ich zu wenig gegessen – haben mich zurückgeworfen».
Die ersten Favoriten zeigen sich vorne
Als es das fünfte Mal den Berg auf der Olympia-Runde hinaufging, rund 75 Kilometer vor dem Ziel, wurde das Finale eröffnet. Das Tempo im Feld war sehr hoch – Großbritannien, Italien und Spanien zeigten sich viel an der Spitze des Feldes – und es wurde immer wieder attackiert und auch die ersten Favoriten legten die Karten auf den Tisch. Zwischenzeitlich hatte sich eine Gruppe um Vincenzo Nibali (Italien), Michal Kwiatkowski (Polen) und auch den deutschen Nationalfahrer Emanuel Buchmann absetzen können, aber das Feld ließ sie nicht weit weg und holte die Gruppe zurück.
Derweil hatte sich die Spitzengruppe auf zwei Fahrer verringert, nur noch Kasper Asgreen und Vegard Stake Laengen lagen vorne – immer noch vier Minuten vor dem Feld.
Rund 55 Kilometer vor dem Ziel griff Olympiasieger Greg van Avermaet an dem kleinen Anstieg in Innsbruck an und Damiano Caruso (Italien), Omar Fraile (Spanien) und Hník gingen mit. Die Gruppe konnte sich eine Zeitlang vom Feld absetzen. Aber als es zum vorletzten Mal den Berg auf der Olympia-Runde hinaufging, kam das Feld nach einer Initiative von Simon Geschke und weiteren Konterattacken wieder heran. Durch das rasante Tempo hatten nun auch weitere Mitfavoriten wie Simon Yates, Daniel Martin und Kwiatkowski den Anschluss verloren. Danach wurde weiter attackiert, aber keine Gruppe konnte sich entscheidend absetzen.
Die Ausreißer gingen mit einem Vorsprung von 2:20 Minuten auf die letzten 30 Kilometer. Das Tempo im Feld, das noch aus gut 70 Fahrern bestand und von Italien angeführt wurde, wurde unterdessen immer höher und so war es schließlich 22 Kilometer vor dem Ziel, vor dem Gipfel des Anstiegs auf der Olympia-Runde um die Spitzengruppe geschehen, die letzten beiden von ihnen waren über 220 Kilometer an der Spitze des Rennens. Die Niederländer hatten inzwischen das Heft in die Hand genommen und versuchten, das Rennen noch schwerer zu machen. Leidtragender davon war unter anderem Vincenzo Nibali, der reißen lassen musste.
Entscheidung in der «Höll»
Danach griff und Peter Kennaugh (Großbritannien) an der Spitze des Berges an und Michael Valgren (Dänemark) konterte. Er ließ den Briten stehen und fuhr der «Höll», dem bis zu 28 Prozent steilen letzten Berg des Rennens, als Solist mit rund 30 Sekunden Vorsprung entgegen.
Frankreich machte das Tempo auf dem Weg zu dem Berg und dadurch entstand zehn Kilometer vor dem Ziel eine sechsköpfige Verfolgergruppe mit den drei Franzosen Romain Bardet, Tibaut Pinot und Julian Alaphilippe, Alejandro Valverde, Michael Woods sowie Gianni Moscon (Italien). 9,5 Kilometer vor dem Ziel waren sie zu Valgren aufgefahren und ließen ihn direkt stehen, während Tom Dumoulin versuchte, alleine noch den Anschluss herzustellen. Die nun neue Spitzengruppe verkleinerte sich unter dem Tempodiktat von Woods auf drei Mann, denn Topfavorit Alaphilippe, Pinot und schließlich auch Moscon konnten nicht mehr mitgehen. Auf der Abfahrt und auf der Ebenen zum Ziel arbeitete sich Dumoulin immer näher heran und konnte tatsächlich 1,5 Kilometer vor dem Ziel noch den Anschluss zu Valverde, Bardet und Woods herstellen.
Da fuhr Valverde schon an der Spitze der nun vierköpfigen Gruppe, eigentlich die schlechteste Position. Einen Kilometer vor dem Ziel trat Dumoulin einmal kurz an, um anzugreifen, doch Valverde konterte sofort und der Niederländer nahm die Beine wieder hoch. So kam es zu einer Sprintentscheidung. 200 Meter vor dem Ziel eröffnete Alejandro Valverde den Spurt und auch wenn Bardet und Woods noch einmal näher kamen, konnte der 38-Jährige noch einmal zulegen und gewann schließlich mit einer Radlänge Vorsprung.
«Es ist unglaublich», sagte ein schluchzender Valverde. «Ich habe gekämpft und gekämpft. Es ist ein Traum. Ich muss der Mannschaft danken. Die Wahrheit ist einfach unglaublich. Das war ein Traum von mir, Weltmeister zu werden.» Die Goldmedaille bekam Valverde von Peter Sagan überreicht.
Bester Deutscher war schließlich Simon Geschke. Er fuhr als 24., 1:54 Minuten hinter dem Sieger, ins Ziel.