Washington (dpa) - Ausgerechnet der eigene Sponsor macht Lance Armstrong das Leben schwer. US Postal kündigte das Ende seines Engagements zum Saisonende an. Das halbstaatliche amerikanische Unternehmen konzentriere sich nach sechs Jahren Radsport-Sponsoring ab 2005 auf andere Gebiete, erklärte ein Sprecher.
Vom kommenden Jahr an will sich der Profi-Radsport neu strukturieren. 18 Top-Teams bilden die «Pro-Tour», die 28 hochkarätige Rennen umfasst. Zum Elite-Club gehören T-Mobile und Gerosteiner.
Mit dem angekündigten Rückzug erlitt Armstrong, dessen Vorbereitung auf die Tour de France nach frühen Erfolgen in Europa im Gegegensatz zu der seines Widersachers Jan Ullrich bestens läuft, einen Dämpfer. «Meine Gefühle sind gemischt. Aber zuallererst werde ich US Postal nie vergessen, dass sie mir 1998 eine Chance gaben, als mich keine andere Mannschaft wollte», sagte der fünffache Tour de France-Sieger am Rand der Georgia-Rundfahrt, die er einen Tag vor dem Abschluss anführte.
Der 32-jährige Armstrong, der vor sechs Jahren nach Überwindung seiner Krebserkrankung bei US Postal unterschrieb, will sich jetzt um einen neuen Sponsor bemühen, der möglichst sein komplettes Team übernimmt. «Es wäre sinnvoll, wenn der neue Geldgeber aus Europa käme. Das Team könnte dennoch als amerikanisches weiter geführt werden», meinte Armstrong vor dem Hintergrund der bevorstehenden Neu-Strukturierung des Weltradsports.
In Zukunft sollen sich Sponsoren für vier Jahre in die «Pro-Tour» der 18 Teams einkaufen können und hätten damit die Garantie, an allen wichtigen 28 Eintages-Rennen und Rundfahrten teilnehmen zu dürfen. Allerdings sind die neuen Richtlinien in den Radsport-Nationen Belgien, Frankreich und Italien noch heftig umstritten. Die Pro Tour soll 2005 nach Informationen des Internetanbieters Sport1 mit Paris- Nizza (6.-13. März) beginnen und mit der Lombardei-Rundfahrt (15. Oktober) enden. Deutsche Termine sind die HEW Cyclassics am 31. Juli und die in den Sommer verlegte Deutschland-Tour (15.- 23. August). Weltranglisten- und Weltcup-Wertungen werden abgeschafft.
Sein Team sei laut Armstrong «so stark wie nie» und werde auch in Zukunft noch große Rennen und Rundfahrten gewinnen. Der Texaner, der zum Jahreswechsel öffentlich mehrmals mit seinem bevorstehenden Karriere-Ende «in ein, zwei Jahren» geliebäugelt hatte, will in diesem Jahr einen einzigartigen Rekord aufstellen und die Tour zum sechsten Mal in Folge gewinnen.
Armstrong und sein Management denken bei dem zukünftigen Geldgeber an «Technologie-Konzerne oder Logistik-Unternehmen». US Postal wurde zuletzt in der amerikanischen Öffentlichkeit nach Tarif-Erhöhungen wegen des hohen finanziellen Aufwands für den Radsport kritisiert. Das Team kostet im Jahr umgerechnet rund zehn Millionen Euro.