St. Anton/Österreich (dpa) - Jan Ullrich hat einen Tag nach seinem Husarenritt im Zeitfahren auch auf der ersten Bergetappe der Tour de Suisse sein Gelbes Trikot verteidigt.
Auf dem dritten Tagesabschnitt zwischen Abtwil in die Ski-Region St. Anton in Österreich über 154 Kilometer rollte der T-Mobile-Kapitän mit der Spitzengruppe ins Ziel. Damit trägt der 31-Jährige auf der bevorstehenden Etappe zum zwölften Mal das Trikot des Spitzenreiters bei der Schweiz-Rundfahrt.
Die Etappe gewann der Austalier Bradley McGee, der durch die Zeitgutschrift den Rückstand auf Ullrich bis auf zwei Sekunden verkürzte. Patrick Sinkewitz (Fulda) war als Vierter hinter Mirko Celestino (Italien) und Georg Totschnig (Österreich) bester Deutscher der Tagesentscheidung und rückte im Klassement auf den neunten Rang. «Es war ein schweres Stück Arbeit für unser Team, aber ich fühlte mich gut und bin zufrieden, dass ich weiter in Gelb fahre», sagte Ullrich.
Auf den 120 Kilometern Flachstrecke hatte das T-Mobile-Team trotz anfänglich regennassen Straßen keine Mühe, das Feld zu kontrollieren. Erst wenige Kilometer vor dem Ziel verstärkten am 1793 Meter hohen Arlberg die Kletterspezialisten die Attacken. Unmittelbar vor dem Gipfel setzte sich der Spanier Koldo Gil von einer etwa 30-köpfigen Spitzengruppe ab, konnte den Vorsprung aber auf der sieben Kilometer langen Abfahrt nicht bis ins Ziel verteidigen.
«Es war ein schönes Gefühl, nach fast einem Jahr Pause wieder auf dem Podest ganz oben zu stehen. Und dann auch noch ganz in der Nähe meines Wohnorts», hatte Ullrich vor der Etappe gesagt und Zuversicht für den bevorstehenden Zweikampf mit Lance Armstrong bei der Tour de France geäußert: «Der Formaufbau stimmt auf alle Fälle.» Ullrich machte jedoch auch klar, dass es keineswegs darum geht, die Tour de Suisse wie im Vorjahr zu gewinnen. «Wir werden nicht auf Biegen und Brechen das Leader-Trikot verteidigen. Ich will nicht so viel Druck auf die Mannschaft und mich selbst ausüben.»
Dennoch wolle er noch bei ein, zwei Bergetappen seine Stärken ausspielen und versuchen, ganz vorn anzukommen. «Es ist wichtig, dass die Form drei Wochen vor der Tour tendenziell nach oben geht. Bei der Tour de Suisse sollte man schon so gut drauf sein, dass man mal einen raushauen kann. Das habe ich getan.» Der Sportliche Leiter des T-Mobile-Teams, Mario Kummer, stellte klar, dass die Nominierung für die Tour de France erst mit der Präsentation am 22. Juni fallen werde. Er dementierte damit Zeitungsberichte, wonach nur noch ein Platz im achtköpfigen Team vakant sei.
Mit einer schweren Hypothek musste schon vor der Etappe Patrick Sinkewitz fertig werden. Der Sieger der Deutschland-Tour wurde von den Kampfrichtern mit einer Zeitstrafe von 42 Sekunden belegt, weil er beim Zeitfahren den Windschatten von Jan Ullrich genutzt hatte. Gar nicht mehr aufs Rad gestiegen war Olympiasieger Paolo Bettini (Italien), der das Rennen ohne Angabe von Gründen aufgab.