Berlin (dpa) - Jan Ullrich trennt sich von seinem bisherigen Arbeitgeber Günther Dahms und dessen Rennstall Coast, der vom Weltverband UCI weiter vorerst gesperrt bleibt. «Eine weitere Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich. In der Zukunft nur noch ohne Dahms: Das gilt für Jan, Rudy Pevenage und mich. Der von Dahms angerichtete Imageschaden ist schon groß genug», sagte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband.
Damit zog der Hamburger einen Schlussstrich unter die Geschäftsbedingungen mit dem Essener Textilunternehmer, bei dem Olympiasieger Ullrich am 15. Januar einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte. Laut Strohband sei noch nicht klar, ob eine formelle Kündigung der Verträge nötig sei. Finanzielle Vereinbarungen sollen auch gegenüber Ullrich nicht eingehalten worden sein. Dahms zeigte sich von der neuesten Entwicklung völlig überrascht und wollte seine Anwälte einschalten.
Auch der bisherige Co-Sponsor Bianchi brach öffentlich mit dem Coast-Chef und stellte die Rückerstattung der von der UCI einbehaltenen Lizenz zu Beginn der kommenden Woche für die «neue Bianchi-Mannschaft als Coast-Nachfolger» in Aussicht. «Wir arbeiten mit der UCI eng zusammen. Wir werden mit ein bis drei weiteren Co-Sponsoren zusammenarbeiten, nicht mehr aber mit Coast und Dahms», sagte Bianchi-Sprecher Stefano Vigano. Bianchi will mit Ullrich und einem Großteil der bisherigen Coast-Mannschaft weitermachen und ab 5. Juli an den Start der Tour de France gehen.
Der wegen seines Finanzgebarens hart kritisierte Dahms wurde von der öffentlich zum ersten Mal so eindeutig geäußerten Ablehnung nach eigener Aussage «überrascht». Er werde jetzt «von meinen Anwälten prüfen lassen, ob Ullrich und Pevenage so einfach aus den Verträgen kommen», sagte Dahms auf dpa-Anfrage. «Völlig ungeklärt», sei laut Dahms, «ob die Coast-Lizenz einfach auf ein Nachfolge-Team» übergehen könne.
«Am wahrscheinlichsten ist eine zukünftige Namens-Kombination der Mannschaft, in der auch Coast vorkommt. Es gibt verschiedene Szenarien, viele mögliche Modelle in einem vor allem rechtlich sehr komplexen Gebiet. Morgen Nachmittag wissen wir mehr, wir arbeiten auch mit Bianchi zusammen», sagte Michael Faber vom bisherigen Coast-Co-Sponsor «Vitamehr».
Die in den Niederlanden niedergelassene Firma für Vitamin-Produkte will laut Faber «1,5 Millionen Euro» zur Rettung der seit Donnerstag gesperrten Coast-Mannschaft fließen lassen. Von einer Zusammenarbeit wusste allerdings Vigano nichts: «Vitamehr - kenne ich nicht», sagte der Italiener. Dahms hat nach eigenen Aussagen noch einen Gesprächstermin mit Thomas Kristensen, dem Geschäftsführer der Bianchi-Mutter-Gesellschaft «Cycleurope».