Bonn (dpa) - In Bonn könnte am 14. April der Fall Jan Ullrich beendet werden - in Hamburg will der Heidelberger Doping-Jäger Werner Franke den Rechtsstreit mit dem Ex-Radprofi trotz eines Einigungsangebots fortsetzen.
Zunächst wird aber die Bonner Staatsanwaltschaft zu einer möglichen Einigung mit dem Tour-de-France-Sieger von 1997 Stellung beziehen. «Am Montag werden wir sagen, wie wir das Verfahren beenden werden», sagte der Bonner Staatsanwalt Fred Apostel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er erklärte: «Die Möglichkeit einer Einigung besteht weiterhin.»
Damit würde nach rund 21 Monaten das Verfahren der Behörde, die gegen Ullrich wegen Betruges zu Lasten seines ehemaligen Sponsors T- Mobile ermittelt, sein Ende finden. Verschiedene Medien hatten berichtet, dass eine Zahlung zwischen 250 000 und einer Million Euro eine Einstellung herbeiführen könnte. «Zu einer Einigung gehört eigentlich eine wahrheitsgemäße Aussage von Herrn Ullrich», formulierte Franke seine Erwartungen. Für ihre Entscheidung können die Bonner in dieser Woche auch auf Unterlagen zurückgreifen, die bei einer Durchsuchung der Schweizer Ullrich-Villa in Scherzingen im September 2006 sichergestellt worden waren.
In den Rechtsstreit vor dem Hamburger Landgericht mit dem Molekularbiologen Franke kommt ebenfalls Bewegung. «Mein Anwalt hat von einem der Ullrich-Anwälte den Entwurf für eine außergerichtliche Einigung bekommen», sagte Franke der dpa und bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Sport Bild». Das Angebot wies er zurück. «Ich werde mich so nicht einigen. Ich einige mich nur auf Basis der Wahrheit.» Mit Blick auf eine mögliche Einstellung in Bonn sagte Franke bezüglich des Prozesses in Hamburg: «Ich hoffe nicht, dass in einem allgemeinen Eintopf von Einstellungsruhe dieses Verfahren mitverkocht wird.»
Der Heidelberger Professor hatte Ullrich bezichtigt, dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes Geld für die Anschaffung illegaler Substanzen bezahlt zu haben. Dagegen klagte die Ullrich- Seite. «Es ist richtig, dass wir gegenüber dem Anwalt von Herrn Franke angeregt haben, dass er weitere Kosten dadurch spart, dass er die unwahre Tatsachenbehauptung über unseren Mandanten nicht mehr aufstellt», sagte Ullrichs Anwalt Marcus Hotze, der betonte: «Die Tatsachenbehauptung ist und bleibt unwahr.»
Franke indes erneuerte seine Behauptung, der frühere T-Mobile- Profi habe im Jahr 2006 mindestens 35 000 Euro an ein Fuentes-Konto mit dem Geheimnamen «Codes Holding» bezahlt. Auf dieses Konto habe auch der geständige Radsport-Kronzeuge Jörg Jaksche seine Überweisungen an Fuentes getätigt.
Ullrich war vom Bonner Magenta-Rennstall wegen seiner möglichen Verwicklung in den Doping-Skandal «Operacion Puerto» kurz vor der Tour 2006 suspendiert worden, drei Wochen später wurde der Vertrag Ende Juli aufgelöst. Ullrich hat jegliches Doping stets bestritten. Die Bonner Ermittler hatten ihm durch einen DNA-Abgleich nachgewiesen, dass 4,5 Liter seines Blutes bei Fuentes lagerten. Außerdem wurden Konto-Bewegungen zwischen Ullrich und Fuentes zumindest über 25 000 Euro belegt. Ullrich hatte im Februar 2007 seinen Rücktritt als Radprofi erklärt.