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Jan Ullrich tritt in die Pedale.
01.06.2004 14:50
Ullrich hat eigene Höhenkammer im Keller

Wangen (dpa) - Jan Ullrich braucht in seinem Haus nur die Räume zu wechseln, um auf eine lange Reise zu gehen. In seiner Höhenkammer in Scherzingen wechselt er auf rund 14 Quadratmeter schnell in andere Sphären.

Wie im Fahrstuhl kommt Ullrich im Handumdrehen von null auf 4000 Meter, kann den Effekt des Höhentrainings nutzen, ohne die Koffer zu packen. «Sportler reagieren unterschiedlich auf Training in der Höhe. Jan spricht gut darauf an. Bei ihm hat es nachweisbare Auswirkungen auf Stoffwechsel und Blutbildung», erklärte T-Mobile- Mannschafts-Arzt Lothar Heinrich.

Die von Volker Spiegel, dem ehemaligen Trainer der Berliner Volleyball-Mannschaft des SC Dynamo Berlin, entwickelte Methode ist simpel. Der Luft, ein Gemisch aus rund 21 Prozent Sauerstoff und 78 Prozent Stickstoff, wird Sauerstoff entzogen. «Man kann den Anteil mit einer Einstellung auf minimal 12 Prozent reduzieren, was einer Höhe von rund 4000 Meter entspricht. Ab zehn Tagen Training, eine Stunde täglich, tritt ein Effekt ein», sagte Heinrich. Ein Austausch sorgt für Frischluft mit derselben, gewünschten Sauerstoff-Reduktion. Am Sportforum Berlin nutzen Eisschnellläufer, Radfahrer und sogar Eishockeyspieler die Einrichtung seit Jahren.

Der frühere Tandem-Weltmeister Eyk Pokorny aus Berlin, vor drei Jahren auch Ullrichs Begleiter bei seiner aktenkundigen Crashfahrt in Freiburg unter Alkohol-Einfluss, hat die Kammer schon in das Haus in Merdingen installiert. Nach seinem Umzug nach Scherzingen in die Schweiz hat der Olympiasieger die nicht ganz billige Anlage - es wird von etwa 200 000 Euro gesprochen - mitgenommen. «Jan, der den Effekt des authentischen Höhentrainings schon aus Nationalmannschafts-Zeiten kannte, trainiert gerne in der Kammer. Er fährt dort auf der Rolle mit kleinen Übersetzungen und geringer Trittfrequenz», erklärte sein Betreuer Rudy Pevenage.

Lance Armstrong geht laut Heinrich einen anderen Weg und nach dem Prinzip «Live high - train low» vor, das heißt, er benutzt ein so genanntes Höhenzelt, in dem er auch schläft. Sein Training absolviert der fünffache Toursieger meist in der Ebene. Diese Methode ist bei vielen Radprofis an der Tagesordnung.


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