Hannover (dpa) - Jan Ullrich hat seine gute Form aus der zweiten Tour-de-France-Hälfte bewahrt. Nach seinem dritten Platz bei der Frankreich-Rundfahrt entdeckt er nun auch den Spaß am Sieg.
Mit hoch gerissenen Händen und jubelnd wie bei einem Tour-Etappensieg fuhr der T-Mobile-Kapitän bei der «Nacht von Hannover» als ungefährdeter Sieger über den Zielstrich. Es war der zweite Erfolg in Serie für den deutschen Radsport-Star, der am Vortag auch ein Kriterium in Mayrhofen/Österreich gewonnen hatte.
«Ich bin ganz relaxt. Der große Druck auf mich hat nach der Tour de France abgenommen», schilderte Ullrich seine Verfassung vor dem Pro Tour-Rennen in seinem früheren Wohnort Hamburg. «Auch dort möchte ich ein gutes Rennen fahren», kündigte er an. Aus den zwei schweren Stürzen, die ihn in der ersten Tour-Hälfte behindert hatten, schöpft er neue Kraft: «Trotz der Stürze bin ich die Tour de France zu Ende gefahren und habe nicht an Aufgabe gedacht. Diese Erfahrung war wertvoll, vielleicht wertvoller als ein Sieg.»
Das Gefühl des Sieges kostete Ullrich dafür beim Flutlicht-Rennen in Hannover vor rund 50 000 begeisterten Zuschauern reichlich aus. Gegen seinen kraftvollen Antritt zwei Runden vor Ende der 100-Runden-Hatz rund um die Markthalle hatten weder Lokalmatador Grischa Niermann, noch Tour-Teilnehmer Jörg Jaksche oder Tour-Zuschauer Erik Zabel eine Chance. «Es war für mich der erste Start in Deutschland nach der Tour und das Rennen macht mir immer Spaß. Man kommt 100 Mal an den Fans vorbei, das ist Volksfeststimmung», kommentierte Ullrich das Bad in der Menge.
Bereitwillig schrieb der Olympiasieger von Sydney Autogramme, selbst eine Minute vor dem Start. Immerhin gelang ihm in der niedersächsischen Landeshauptstadt, wo er seit Jahren Stammgast ist, ein kleines Kunststück. Bereits zum fünften Mal trug sich Ullrich in die Siegerliste bei der «Nacht von Hannover» ein. Das gelang vor ihm nur Wilfried Trott in den Jahren zwischen 1978 und 1985. «Trott war ein guter Fahrer. Ich freue mich, dass ich seinen Rekord eingestellt habe«, sagte der siegeshungrige Ullrich hinterher.