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Erik Zabel (l) führt eine Gruppe von Fahrern aus dem Team T-Mobile an.
06.07.2004 10:53
Ullrich droht wieder Verlust im Team-Zeitfahren

Wasquehal (dpa) - Jan Ullrich ist schon am fünften Tour-Tag in Zugzwang. Mit einem weiteren Verlust im Mannschaftszeitfahren über 64,5 Kilometer von Cambrai nach Arras könnte der Rückstand auf Lance Armstrong schon die Schmerzgrenze erreichen.

15 Sekunden kassierte Ullrich beim Prolog, und beim neuerlichen Kampf gegen die Uhr gilt Armstrongs US-Postal-Team als Favorit. «Ich habe für das Teamzeitfahren ein gutes Gefühl», sagte der fünfmalige Toursieger vieldeutig und verwies auf das starke Auftreten seiner Mannschaft beim Prolog. Der Ullrich-Rivale hatte schon zum Tour- Auftakt «volle Kraft voraus» verordnet - und alle hatten sich der Anweisung des strengen Chefs gebeugt.

US Postal, CSC, T-Mobile und Liberty Seguros gehören zum engsten Favoritenkreis. Obwohl durch das viel kritisierte neue Reglement beim kollektiven Kampf gegen die Uhr nicht mehr so viel auf dem Spiel steht wie bisher, kann trotzdem Schaden entstehen. Der Zweite kassiert 20 Sekunden, es sei denn, der Rückstand ist geringer. Das dritte Team bekommt 30, das vierte 40 Sekunden aufgebrummt - die maximalen Zeitabstände von Platz zwei bis 21 sind festgelegt. «Die Neuregelung ist ungerecht. Der große Aufwand, den wir nicht nur mit Spezial-Material seit Saisonbeginn betreiben, steht in keinem Verhältnis», bemängelte Ullrich und vertrat dabei die gleiche Meinung wie Armstrong.

Sollte das T-Mobile-Team Plätze auf US Postal verlieren, könnte der Ullrich-Rennstall von der Neuregelung profitieren. Im Vorjahr gewann Armstrongs Team das Mannschaftszeitfahren über 69 Kilometer vor Once und Bianchi (mit Ullrich) und machte 43 Sekunden auf den Olympiasieger gut. Bei gleicher Konstellation würde Ullrich nach der neuen Wertung nur 30 Sekunden kassieren.

Aber im T-Mobile-Lager rechnet natürlich niemand mit einer Niederlage. «Wir haben mit Mario Kummer den besten Regisseur für diese Prüfung und mit Ullrich und Botero absolute Spezialisten», meinte Walter Godefroot. Der sportliche Leiter sieht seinen Teamchef, der 1988 in Seoul mit dem DDR-Straßenvierer Gold holte, und seine radelnden Angestellten für das erste ernsthafte Muskel-Spiel gewappnet.

«Ich fühle mich besser als im Vorjahr bei der Tour, als ich krank war. Ich bin gesund und jetzt bei etwa 85 Prozent meines Leistungsvermögens. In der letzten Woche in den Alpen will ich voll da sein. Im Team-Zeitfahren sind wir sicher nicht die Favoriten, aber als wir die Strecke am vergangenen Mittwoch abfuhren, lief das bei uns sehr geschmeidig», sagte Santiago Botero, Zeitfahr-Weltmeister von 2002, der die in ihn gesetzten Erwartungen bei der Tour im vergangenen Jahr nicht erfüllen konnte und vor Paris sang- und klanglos ausschied.

«Ich bin ausschließlich da, um Jan zu helfen - eigene Ambitionen habe ich nicht», bekannte der Kolumbianer, der Armstrong vor zwei Jahren beim Tour-Einzelzeitfahren hinter sich ließ. Damals fuhr er noch im spanischen Kelme-Team, dem die Tour-Zulassung diesmal wegen Doping-Verstrickungen verwehrt wurde.

«Es kommt in erster Linie darauf an, dass ein hohes Tempo immer gehalten werden kann. Das bedeutet, dass die stärkeren Fahrer länger führen, die schwächeren kürzer. Das muss hundertprozentig eingespielt sein», meinte Godefroot, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall des starken Zeitfahrers Alexander Winokurow überraschend auch den Commonwealth-Meister in dieser Disziplin, den Australier Cadel Evans, aus seinem Tour-Kader gestrichen hatte.


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