Erfurt (dpa) - Beim Comeback in der Provinz hat ein engagierter Jan Ullrich mit Rang fünf Hoffnung auf mehr gemacht. Nach fünf Wochen Trainings-Klausur in der Schweiz und Frankreich begann der Tour-Countdown für den Olympiasieger bei der 79. Austragung des Traditions-Rennens «Rund über die Hainleite».
Den Sieg nach 184 km durch den Steigerwald und über den Kyffhäuser holte sich in Erfurt der Österreicher Peter Wrolich vom Team Gerolsteiner vor dem Spanier Francisco Mancebo. Ullrich erreichte das Ziel nach den fünf anspruchsvollen Schlussrunden über die Arnstädter Hohle 14 Sekunden später.
.«Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, auch wenn es für das Team mit Platz fünf nicht optimal gelaufen ist. Wir wollten an der Schlusssteigung das Feld für Erik Zabel zusammen halten, aber das hat leider nicht geklappt. Die Formkurve geht bei mir eindeutig nach oben: Die schlechten Pfunde sind geschmolzen und die guten sind da», sagte Ullrich vor einer jubelnden Menge vor der Thüringen-Halle. Daneben im Steigerwaldstadion kämpfte Rot-Weiß Erfurt um den Zweitliga-Aufstieg. Am Streckenrand feierten rund 30 000 Zuschauer das gelungene Ullrich-Comeback.
Der 30-jährige Olympiasieger, der sich am Vorabend rank und schlank präsentierte und die bei ihm traditionell üblichen Gewichtsprobleme sichtlich überwunden hatte, nahm das Rennen in Erfurt als Sprungbrett für die am Montag in Karlsruhe beginnende Deutschland-Tour. «Ich fahre da sicher nicht auf Sieg. Da haben wir im Team andere für. Aber ich werde mich dort sicher ein, zwei Mal ernsthaft testen. Wenn der Sommer beginnt, wird mein Motor langsam warm. Das ist nun mal so bei mir. Das Training, bei dem ich die beiden Zeitfahr-Strecken der kommenden Tour de France und sämtliche Alpenpässe abgefahren bin, war hart und effektiv», meinte Ullrich, der an der Wertigkeit seiner Saisonziele keinen Zweifel ließ.
«Meine Prioritäten sind klar: Nummer eins Tour de France, Nummer zwei Olympia. Über die WM im Oktober in Italien reden wir später», sagte Ullrich in einer Talkrunde für die Sponsoren der «Hainleite», die sich den Renn-Auftritt des T-Mobile-Kapitäns mindestens 40 000 Euro haben kosten lassen. «Ein Tour-Sieg ist nicht programmierbar. Ich werde alles für den Sieg im Juli tun, aber nur Gott weiß, wer gewinnen wird», meinte Ullrich, der die Tourstrecken in Begleitung seiner Team-Kollegen Cadel Evans (Australien), Tobias Steinhauser (Scheidegg), Alexander Winokurow (Kasachstan) und Matthias Keßler (Nürnberg) abfuhr.
«Die Zeitfahr-Strecke in Besancon am vorletzten Tourtag liegt ihm sehr gut. Das Profil ist so ähnlich wie das des Zeitfahrens im letzten Jahr nach Cap Decouverte, wo er gewann», sagte Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage, der die T-Mobile-Reisegruppe durch Frankreich auf ihrer Inspektions-Tour begleitete. «Mein zweiter Tour-Sieg», antwortete Wein-Liebhaber Ullrich («Mein Hobby») auf die Frage, nach seinem größten Wunsch, den er im Sport noch habe. Seit Erfurt scheinen die Chancen größer, dass er in Erfüllung gehen könnte.
Rang | Name | Zeit |
1. | Peter Wrolich (Österreich) | 4:12,52 Std. |
2. | Francisco Mancebo (Spanien) | gleiche Zeit |
3. | Marius Sabaliauskas (Litauen) | + 2 Sek. |
4. | Giuseppe Missaglia (Italien) | + 13 |
5. | Jan Ullrich (Scherzingen/Schweiz) | + 14 |
6. | Robert Reschke (Cottbus) | + 33 |
10. | Erik Zabel (Unna) | + 1:12 Min. |