Berlin (dpa) - Die Disziplinar-Kammer des Schweizer Radsport-Verbandes wird sich im Januar mit dem Doping-Fall Jan Ullrich beschäftigen. Das bestätigte Bernhard Welten, Präsidiumsmitglied von Swiss Cycling.
«Ich rechne Anfang Januar mit dem Beginn der Anhörung - wir haben jetzt alle erforderlichen Unterlagen beisammen», sagte Welten dem Internetanbieter «cyclingnews». Ullrich soll wie andere prominente Radprofis Kontakte zum spanischen Doping-Netzwerk des Mediziners Eufemiano Fuentes gehabt haben.
Weil die Erkenntnisse der ermittelnden spanischen Behörden in der Sportgerichtsbarkeit zur Zeit nicht verwendet werden dürfen, hatten der italienische Verband sein Verfahren gegen Ivan Basso und der österreichische seine Ermittlungen gegen den in Österreich lebenden Ansbacher Profi Jörg Jaksche vorerst eingestellt. Darauf hoffte auch Ullrich, der auf der Schweizer Seite des Bodensees wohnt und deshalb unter die Zuständigkeit von Swiss Cycling fällt, obwohl er seine Schweizer Lizenz im Oktober aus Verärgerung zurückgegeben hatte. Auch Jaksche und Basso sollen Kontakte zu Fuentes gehabt haben.
Ullrich, der zur Zeit an seinem Wohnort trainiert, hatte zuletzt mehrfach die feste Absicht bekundet, seine Karriere fortsetzen zu wollen. Seine Management hatte vor zwei Tagen noch ein Mal bekräftigt, sich um eine neue Lizenz und einen neuen Arbeitgeber für den Tour de France-Gewinner von 1997 erst dann zu kümmern, wenn die Rechtslage geklärt sei. Neben dem Sportgerichts-Prozess in der Schweiz drohen dem 32-jährigen Ullrich zwei weitere Verfahren vor Zivilgerichten in Hamburg und Bonn.