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Udo Bölts quält sich bei strömendem Regen im Juli durch das Einzelzeitfahren der 19. Etappe der Tour de France.
19.09.2003 14:14
Udo Bölts sagt Adieu

Heltersberg (dpa) - «Quäl dich, du Sau»! Mit diesem - selbst unter Atemnot leidend - herausgepressten und berühmt gewordenen «Befehl» an seinen Chef Jan Ullrich gilt Udo Bölts als Königsmacher für dessen Tour-de-France-Sieg 1997.

Beim Anstieg zum «Grand Ballon» in den Vogesen, als dem Träger des Tage zuvor in den wesentlich steileren Serpentinen von Andorra errungenen Gelben Trikots die Puste auszugehen drohte, stellte der pfälzische Vorzeige-Radprofi seine überall geschätzten Qualitäten unter Beweis: Großes Kämpferherz und starker Charakter. Tausende von Hobby-Radler haben sich diesen Kultspruch zu Eigen gemacht, manch einer sogar gegen drohende Antriebsschwächen im Alltag aufs Handy geladen.

Nur wer dienen kann, kann herrschen. Dieses Prinzip hat Udo Bölts früh begriffen und bis heute verinnerlicht. Der Edel-Domestike, dem den deutschen Rekord von zwölf Tour-Teilnahmen auf ewig wohl niemand mehr nehmen wird, geht bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt in diesen Tagen auf seine persönliche «Tour d'Honneur». Die Ehrenrunde des 37-Jährigen führt auch ihm zu Liebe durch seinen Heimatort Heltersberg.

Dort werden sie ihm jene Ovationen bereiten, die ihm in den Radsport-Ländern Frankreich (Tour) oder Italien (Giro) anerkennend entgegen schlugen. In Deutschland, das nach der «Gelb-Sucht» eines Didi Thurau oder Ullrich meist nur Siegern Ruhmeskränze zu flechten pflegt, stand die Rad-Kompetenz eines Udo Bölts meist nur unter dem Scheffel. Schmerzensmann Bölts war vielleicht allzu bereit, sich selbst zurückzunehmen - und damit möglicherweise manchen Sieg zu verschenken.

Einer wie Bölts hatte auch immer das richtige Gespür für die eigenen Grenzen. Deshalb wusste er auch: Allein bist du nichts. So sah und sieht er auch die Rolle des Kapitäns eines Teams, dem er sich ohne Gesichtsverlust unterordnen konnte, um diesem zum Erfolg zu verhelfen. Im neidlosen Verzicht lag seine Größe.

Ein Beispiel seiner Bescheidenheit: Bölts reagierte geradezu erstaunt, als er 1992 bei der Baskenland-Rundfahrt sein großes Idol, den spanischen Bergkönig Pedro Delgado, auf der «Königsetappe» hinter sich ließ. Gleiches gelang ihm im selben Jahr beim Giro d'Italia. Udo Bölts wurde auf seine ureigene Art zum speziellen Siegertypen. Den Sieg über sich selbst, das Überwinden von Grenzen stellte er stets in den Vordergrund. So auch, als er beim Ironman 2000 auf Hawaii, den er knapp zwei Stunden hinter dem Sieger beendete, seine Leidensfähigkeit überprüfte.

Mit dem Leiden soll es für den leidenschaftlichen Rad-Profi, der alle seine zwölf Frankreich-Rundfahrten unter dem Triumphbogen von Paris beendete - 1994 wurde er Neunter - nun ein Ende haben. Nach vier Amateur- und 14 Profijahren nimmt der «Quälgeist» aus Heltersberg, über den sein früherer Telekom-Teamchef Walter Godefroot sagte «der geht nie kaputt», in der Heimat seinen Hut.


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