Madrid (dpa) - Die Neuwahlen des Radsport-Weltverbandes UCI sollen morgen wie geplant in Madrid stattfinden. Die Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gab hierfür grünes Licht.
Das IOC schloss sich damit dem Urteil der Ethik-Kommission der UCI an, dass dem Weltverband keine Versäumnisse vorzuwerfen seien. Zuvor hatte ein Schweizer Gericht die Einlassung des spanischen Radsport-Verbandes abgelehnt, die UCI-Wahlen wegen Parteilichkeit des amtierenden Präsidenten Hein Verbruggen von einem neutralen Schiedsrichter leiten zu lassen. «Wir haben auf allen Linien gesiegt - wie immer», freute sich nach den Entscheidungen UCI-Sprecher Enrico Carpani, der für seinen umstrittenen Chef Rückenwind spürte.
In der Urteilsbegründung der IOC-Ethik-Kommission hieß es, dass die Kläger nicht den Nachweis erbringen konnten, dass die UCI und ihr Präsident die in der Olympischen Charta verankerten ethischen Grundsätze verletzt hätten. Die Klagen waren von Sarshan Singh (Malaysia), der ehemaligen deutschen Verbands-Präsidentin Sylvia Schenk (Frankfurt) und dem spanischen Radsportverband eingereicht worden. Ihr Vorwurf lautete auf Begünstigung des Iren Pat McQuaid in seiner Kandidatur für die Nachfolge Verbruggens. Sylvia Schenk, als BDR-Präsidentin von Rudolf Scharping abgelöst, verliert nach den Neuwahlen ihren Platz im UCI-Direktionskomitee an den Scharping-Stellvertreter Fritz Ramseier.
Sie hätte «ihren persönlichen Kleinkrieg gegen Verbruggen ohne jegliche Rückendeckung seitens des BDR» betrieben, hieß es auf der Internetseite des Bundes Deutscher Radfahrer. Schenk rechnet damit, dass sich neben McQuaid nur Singh und der Spanier Gregorio Moreno zur Präsidentenwahl stellen werden. «Verbruggen wird nicht antreten», vermutete Schenk, die an der nachgeholten zweistündigen Sitzung des Direktionskomitees teilnahm und zwei vergebliche Anläufe unternahm, Verbruggen zum Doping-Thema Lance Armstrong und zur Finanzierung des afrikanischen Verbandes zu befragen: «Verbruggen lehnte eine Diskussion ab.»
42 Teilnehmer des 174. UCI-Kongresses wählen einen Nachfolger für den seit 1991 im Amt befindlichen Verbruggen. Deutschland hat kein Stimmrecht. Egal wie die Wahl ausgeht, scheint Verbruggens Vorsitz in der IOC-Kommission zur Ausrichtung der Olympischen Spiele in Peking nicht in Gefahr zu sein. Präsidenten von Sportverbänden erhalten nicht automatisch einen Sitz im IOC. Der 64-jährige Niederländer gilt nicht nur im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 als wichtiger Zuarbeiter von IOC-Präsident Jacques Rogge.
Der spanische Verband, der hinter Oppositionsführer und Präsidentschafts-Kandidat Moreno steht, kündigte trotz der Niederlage um die Bestellung eines «Kurators» gerichtliche Schritte gegen das Wahlergebnis an. «Nach der Wahl entscheiden wir, ob wir juristisch gegen das Zustandekommen des Ergebnisses vorgehen», kündigte Eugenio Bernmudes, der Sekretär des spanischen Verbandes an. Die spanische Zeitung «El Pais» schrieb vom «Bürgerkrieg bei der UCI».