Paris (dpa) - Der umstrittene Radprofi Andreas Klöden hat von höchster Stelle Grünes Licht für seinen Start bei der am 4. Juli beginnenden Tour de France erhalten. Einer Teilnahme des 33-Jährigen steht auch aus Sicht des Rad-Weltverbandes UCI nichts im Weg.
«Wir haben zur Zeit nichts, was ihn stoppen könnte», sagte UCI-Präsident Pat McQuaid in Paris. Der Wahl-Schweizer Klöden steht bereits im Tour-Aufgebot seines Astana-Teams, obwohl ihm die Freiburger Untersuchungs-Kommission 2006 während der Tour Eigenblut-Doping in der dortigen Uni-Klinik nachgewiesen hat.
Für Ungemach sorgen allerdings weiterhin Finanzprobleme des Teams um Klöden, den siebenmaligen Tour-Sieger Lance Armstrong und den 2007 erfolgreichen Spanier Alberto Contador. Der Weltverband hat Astana laut McQuaid aufgefordert, die Garantiesumme für den Rest der Saison zu hinterlegen. Das Geld sei bislang jedoch nicht angekommen. Am 11. Juni werde die Lizenzkommission tagen. «Wenn das Geld nicht geschickt wurde, können sie ihre Lizenz verlieren», unterstrich McQuaid. Das Problem ausstehender Gehälter sei mittlerweile gelöst.
Gut drei Wochen vor Beginn der Frankreich-Rundfahrt warf sich der Ire im Anti-Doping-Kampf in die Brust und behauptete: «Die Tour 2009 wird das wahrscheinlich am besten kontrollierte Sportereignis der Geschichte werden.» Trotzdem lässt die UCI auch im Fall Boonen Milde walten. Der innerhalb eines Jahres dreimal durch Kokain-Konsum aufgefallene Ex-Weltmeister Tom Boonen darf laut UCI bei der Tour starten. «Er kann fahren, von den Regeln her spricht nichts dagegen», sagte McQuaid. Der Belgier, dem ein Gerichtsverfahren bevorsteht, war außerhalb des Wettkampfes erwischt worden.
Eine Entscheidung über den spanischen Profi Alejandro Valverde soll erst in den nächsten fünf bis sechs Tagen fallen. Er ist wegen seiner Verbindungen zum mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes für Rennen in Italien durch das dortige Nationale Olympische Komitee (CONI) für zwei Jahre gesperrt. Der Weltverband wolle nur noch die Begründung abwarten, sagte McQuaid.
Zugleich kündigte die UCI Disziplinarverfahren gegen «mehrere» Fahrer an, bei denen Auffälligkeiten im Blutbild festgestellt wurden. Sie würden Anfang der kommenden Woche informiert. Kurz danach sollten Mitteilungen an die Teams und die nationalen Verbände gehen, sagte McQuaid: «Wir werden den Teams und der Tourleitung empfehlen, Sanktionen zu ergreifen.» Damit gibt es offensichtlich erstmals seit der Einführung der sogenannten biologischen Pässe im Januar 2008 Konsequenzen aus dem hochgepriesenen Anti-Doping-Programm. Die UCI hatte fast eineinhalb Jahre für das ehrgeizige und kostspielige Programm Hormon-Profile und Blut-Parameter von rund 850 Profis erstellt.
Unterdessen hat der Chef der Radprofi-Vereinigung, der Franzose Cédric Vasseur, vom Österreicher Bernhard Kohl Beweise für dessen jüngste Doping-Anschuldigungen verlangt. Der letztjährige «Berg- König» und Tour-Dritte hatte am Dienstag behauptet, die zehn Erstplatzierten der Tour 2008 «hätten positiv getestet werden können». Das Problem sei, dass Kohl der einzige der Top Ten sei, der positiv war, erklärte der französische Ex-Profi weiter. «Er versucht, sich freizusprechen, indem er sagt, dass es die anderen wie er machen. Andere Fahrer vor ihm haben diese Strategie in derselben Situation auch bereits benutzt.» McQuaid hat Kohl, der auch den Wert der biologischen Pässe infrage gestellt hatte, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.
Bei den Tour-Kontrollen soll es eine Kooperation zwischen der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, die im Vorjahr in Allein-Regie hoch effizient arbeitete, und der UCI geben.