Hamburg (dpa) - Trotz der Dopingskandale bei der Tour de France und des Ausschlusses des bisherigen Spitzenreiters Michael Rasmussen halten die Privatsender Sat.1 und Eurosport an der Übertragung des Radrennens fest.
«An unserer Grundhaltung, dass wir nicht der Richter über die Dopingsünder sind, hat sich nichts geändert», sagte Sat.1- Sprecherin Kristina Faßler. «Das Ausmaß des Dopings hat uns schockiert, das ist keine Frage. Aber wir werden bis zum Ende die Tour de France übertragen.» Eurosport-Sprecher Werner Starz erklärte: «Radsport hat bei uns weiter einen wichtigen Stellenwert.»
ARD und ZDF waren in der vergangenen Woche nach dem Dopingfall Patrik Sinkewitz aus der Live-Berichterstattung von der Tour ausgestiegen. Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 hatte daraufhin die Rechte erworben. ARD und ZDF sehen sich nach den immer neuen Doping- Enthüllungen in ihrer Entscheidung zur Rückgabe der Live-Rechte bestätigt. «Das ist die Entwicklung, die wir befürchtet haben und weswegen wir die schnelle Entscheidung getroffen haben», sagte ZDF- Chefredakteur Nikolaus Brender der dpa. Beide Sender äußerten jedoch Bedauern über die Ereignisse. «Wir sehen das völlig ohne Häme», sagte Burchard Röver, Sprecher der ARD-Programmdirektion. «Mit so einem Tollhaus konnte man nicht rechnen», erklärte Brender.
Der ZDF-Chefredakteur übte scharfe Kritik an Teams, Tour- Organisatoren und Rad-Weltverband UCI. «Offensichtlich sind alle Beteiligten nicht in der Lage, zu einem fairen Sportereignis beizutragen», sagte er. Dennoch ist bei beiden öffentlich-rechtlichen Sendern noch keine Entscheidung über die Übertragung weiterer Radrennen wie Deutschland-Tour und Weltmeisterschaft gefallen. «Nach Abschluss der Tour de France ist der Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen», sagte Röver.
Sat.1-Sprecherin Faßler verteidigte noch einmal die Fortsetzung der Tour-Übertragung bei dem Privatsender. Sie verwies darauf, dass nach dem Ausstieg von ARD und ZDF auch im Ausland weiterhin über die Tour de France berichtet werde und die Zuschauer für eine weitere Berichterstattung votiert hatten. «Die Übertragung ist noch zu vermitteln, weil es bei all den Katastrophen im Radsport noch viele Radsportfans gibt», erklärte Faßler.
Unterdessen berichtete Eurosport vor dem Start der 17. Tour-Etappe in einer zweistündigen Sondersendung ausführlich über die Doping-Vorfälle und die Affäre Rasmussen. Eine Entscheidung über die Form und den Umfang künftiger Übertragungen von Radrennen stehe noch aus, sagte Sprecher Starz. «Da wird es eine redaktionelle Diskussion geben.»