Brest (dpa) - Küche und Keller, Kunst und Kultur - von
Samstag an werden Deutschlands Fernsehzuschauer wieder in bewährter
Manier über das Leben im Nachbarland Frankreich informiert. Fast so,
als ob es den spektakulären Ausstieg vor einem Jahr nicht gegeben
hätte, berichten ARD und ZDF über die 21 Etappen der 95. Tour de
France. Rund 80 Stunden umfasst die Live-Strecke an den Nachmittagen,
zwei Bergetappen in den Alpen am 22. (ZDF) und 23. Juli (ARD) mit der
Ankunft in L`Alpe-d`Huez werden komplett gezeigt.
Ähnlich umfangreich sieht die Berichterstattung bei Eurosport aus.
Der Spartensender hatte 2007 vom Verzicht der öffentlich-rechtlichen
Sender auf Live-Berichte wegen des Dopingfalls Patrik Sinkewitz
profitiert. Zahlreiche Radsportfans schalteten danach auf Eurosport
um. Die Übertragungen des eingesprungenen Privatsenders Sat.1
erwiesen sich als Flop.
«Wir machen diesmal die Probe aufs Exempel. Das bedeutet aber
nicht, dass wir uns sofort zurückziehen, sollte es ein oder zwei
Dopingfälle bei der Tour geben», sagte ARD/ZDF-Teamchef Roman
Bonnaire am Donnerstag im Startort Brest. Nach seinen Angaben müssten
die Organisatoren der Frankreich-Rundfahrt, die sich vom Weltverband
UCI losgesagt haben, schon ihre eigenen Vorgaben nicht einhalten,
damit es erneut zu einem «Supergau» und einem Ausstieg kommt.
Für eventuelle Dopingfälle sehen sich die beiden TV-Sender gut
aufgestellt. «Wir haben für unsere Mitarbeiter vor zwei Wochen in
Saarbrücken ein Doping-Seminar mit Professor Wilfried Kindermann
organisiert», berichtete Bonnaire. Ein erneuter Boykott sei auch
wegen der Vertragssituation kaum möglich gewesen. Der Kontrakt läuft
in diesem Jahr aus. Die Intendanten von ARD/ZDF wollen danach
entscheiden, ob und wie sie die neue Vereinbarung der Europäischen
Rundfunk Union (EBU) mit den Tour-Organisatoren umsetzen.
Die Kommentatoren-Paare Florian Naß/Florian Kurz (ARD), Peter
Leissl/Michael Pfeffer (ZDF) und Karsten Migels/Ulli Jansch
(Eurosport) haben sich nicht verändert. Nach einjähriger Pause kehren
bei ARD und ZDF auch die Radsport-Experten zurück ans Mikrofon. Ex-
Profi Marcel Wüst arbeitet für das Erste, das Zweite hat Linus
Gerdemann und den früheren Profi Jörg Jaksche als «Gäste» im Team.
Nach seinem Doping-Geständnis Ende Juni 2007 fand Jaksche keinen
neuen Rennstall und kündigte deshalb im April seinen Rücktritt an. Im
Fernsehen ist er seit seiner «Beichte» aber häufiger zu sehen als in
seiner aktiven Zeit.