Paris (dpa) - Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme rudert im Fall Tom Boonen zurück: Der innerhalb eines Jahres dreimal durch Kokain-Gebrauch aufgefallene Ex-Weltmeister hat wieder Chancen auf einen Start bei der am 4. Juli beginnenden Tour.
«Wir folgen der Entscheidung des Weltverbandes UCI», sagte Prudhomm in Besancon, nachdem er vor einem Monat eine Teilnahme Boonens kategorisch ausgeschlossen hatte. Der populäre Belgier hatte auch im Vorjahr wegen einer Kokain-Affäre auf einen Tour-Start verzichten müssen.
«Wir stimmen mit dem UCI-Präsidenten Pat McQuaid überein, der sagt, dass Boonen - der sicher Hilfe braucht - das Image des Radsports beschädigt hat. Deshalb ist es logisch für uns, dass die UCI-Disziplinar-Kommission zum Fall Boonen vor Tour-Beginn eine Entscheidung fällt, der wir uns beugen werden», erklärte Prudhomme, nachdem Boonen und dessen Anwälte gedroht hatten, sich einen Tour- Start auf dem Klageweg zu sichern.
Sportrechtlich hat die UCI gegen Boonen kaum eine Handhabe, weil seine Vergehen, für das er sich juristisch noch rechtfertigen muss, außerhalb des Wettkampfes lagen. Der Dachverband könnte ihn allerdings wegen Image-Schädigung bestrafen.
Klarheit über das Vorgehen gegen Boonen und in den Fällen Valverde und Klöden dürfte ein Zusammentreffen der UCI, der Französischen Anti-Doping-Agentur AFLD und der Tour-Organisatoren am kommenden Mittwoch in Paris geben. Auf alle drei Fälle hat die UCI offiziell noch nicht abschließend reagiert.
Der spanische Profi Alejandro Valverde ist wegen seiner Verbindungen zum mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes für Rennen in Italien durch das Nationale Olympische Komitee CONI für zwei Jahre gesperrt - am 21. Juli führt die Tour auf der 16. Etappe durch Italien. Der Wahlschweizer Andreas Klöden steht im Tour-Aufgebot seines Astana-Teams, obwohl ihm die Freiburger Untersuchungs- Kommission 2006 während der Tour Eigenblut-Doping in der Freiburger Uni-Klinik nachgewiesen hat.