Hamburg (dpa/rad-net) - Die Frage nach dem deutschen WM-Kapitän für die Titelkämpfe am 16. Oktober in Katar treibt besonders die beiden Topsprinter André Greipel und Marcel Kittel um.
Das einzige einheimische WorldTour-Radrennen am Sonntag im Hamburg unter der Regie des neuen Sponsors EuroEyes könnte einen wichtigen Fingerzeig für die Hierarchie im WM-Team liefern. Festlegen will sich der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nach den Cyclassics in der Hansestadt allerdings noch nicht.
«Wer unser Team am 16. Oktober anführen soll, ist eine schwierige Entscheidung. André und Marcel haben beide bisher eine gute Saison gefahren und sind auf dem WM-Kurs chancenreich. Ich werde im Rahmen der EuroEyes-Cyclassics in Hamburg das Gespräch mit den Sportlern suchen. Eine Entscheidung wird aber sicherlich nicht unmittelbar nach dem Rennen gefällt werden», so Udo Sprenger BDR-Vizepräsident für den Profibereich gegenüber rad-net. Die Chance, endlich einen Nachfolger für den im Juni gestorbenen Rudi Altig (1966) zu finden, erscheint auf dem flachen Parcours in Doha so groß wie selten.
Der dreimalige deutsche Meister Greipel meldete seine Ansprüche bereits an. «Ich hatte eine gute Saison und würde nicht einsehen, in die zweite Reihe versetzt zu werden. Bei sechs Startern mit zwei Kapitänen anzutreten, wäre kontraproduktiv», hatte der 34 Jahre alte Hamburger Vorjahressieger der Deutschen Presse-Agentur erklärt und auf die besondere Konkurrenz-Situation zum sechs Jahre jüngeren Kittel verwiesen.
«Es ist eine schwierige Situation für Marcel und mich, die Strecke in Katar liegt uns beiden», sagte der bullige Sprinter, der sich nach seinem Last-Minute-Etappensieg bei der Tour de France auf den Champs Elysées einen zweiwöchigen Kurzurlaub mit der Familie in Südfrankreich gegönnt hatte. «Vier Tage habe ich das Rad nicht angerührt», berichtete Greipel, der nach der Tour nur einige Kriterien fuhr.
Hinter den Topfavoriten lauern am Sonntag auf der 217,7 Kilometer langen Strecke vor allem John Degenkolb (Sieger 2013) und der Norweger Alexander Kristoff (2014). Der Klassiker-Jäger Degenkolb scheint die Folgen seines schweren Unfalls vom Januar, bei dem er fast eine Fingerkuppe verloren hätte, überwunden zu haben. Sein erster Saisonsieg auf der Final-Etappe des Artic Race am vergangenen Sonntag in Norwegen war jedenfalls für ihn ein Mutmacher.
«Jetzt ist der Knoten geplatzt. Meine Mannschaft hat Blut geleckt. Die haben Bock zu gewinnen», betonte der Sprinter, der vor wenigen Tagen seinen Wechsel vom Giant-Alpecin-Team zu Trek-Segafredo bekanntgegeben hatte. Der Wahl-Frankfurter will als lachender Dritter vom prognostizierten großen Duell zwischen Greipel und Kittel profitieren.