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Tony Martin auf dem Podium nach der achten Etappe der Tour de France.
12.07.2009 17:46
Tony Martin: Der Traum von Weiß in Paris

Tarbes (dpa) - Tony Martin wandelt auf Erik Zabels Tour-Spuren. Die Chancen steigen, dass der 24 Jahre alte Debütant vom T-Mobile-Nachfolger Columbia-HTC als erster Deutscher seit 2001 wieder ein Trikot nach Paris tragen kann.

Zabel, als Berater im Team auch besonders für Martin zuständig, hält trotz seiner Doping-Beichte von 2007 immer noch den Rekord als sechsfacher Gewinner des Grünen Trikots. Bei Martin geht es um das weiße Leibchen des besten Nachwuchsfahrers, das der in Cottbus geborene Polizeihauptmeister nach der Armstrong-Attacke nach La Grande-Motte überstreifte. Bisher ließ er es nicht mehr los und behauptete es gegen seinen Haupt- Konkurrenten Andy Schleck aus Luxemburg auch auf den ersten beiden Pyrenäen-Etappen mit Bravour. «Er beginnt, seine eigene Legende zu stricken», lobte Zabel.

Überhaupt kommen die Beobachter und Begleiter bei Martin, erst im zweiten Jahr Profi, aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bei der Tour ist er durchgestartet, liegt nach der letzten Kletterpartie in den Pyrenäen auf Rang sieben und fährt Tag für Tag stundenlang wie ein Etablierter an der Seite der Astana-Stars, die dem Rennen den Stempel aufdrücken. Zumindest als «halber Kapitän» (Martin) im Columbia-Team kann sich der Neuling schon fühlen, nachdem er über alle Erwartungen mithält und der eigentlich höher eingeschätzte Luxemburger Kim Kirchen bisher eher hinterher fährt. Er steht vor Verlängerung seines Vertrages bei seinem US-Team bis 2011. «Er hat bekundet, er möchte bleiben. Wir haben bekundet, wir wollen ihn behalten. Da besteht Konsens», sagte Aldag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Wir haben jetzt in erster Linie zwei Ziele: Wir werden weiter alles versuchen, dass Mark Cavendish noch Etappen gewinnt, und dass Tony sein Weißes Trikot verteidigt. Für Kirchen dürfte es vielleicht nur noch um einen möglichen Etappensieg gehen», befand Columbia-Co-Teamchef Valerio Piva zur aktuellen Lage. Teamleiter Rolf Aldag tritt auf die Bremse: «Wir erwarten gar nichts mehr von ihm. Das würde ihm nur Extra-Stress bereiten. Tony kann gar nicht mehr verlieren, auch wenn er morgen einbricht. Wir wissen nicht, wie lange seine Form noch hält.»

An Martin imponiert Aldag gerade im oft strapazierten Vergleich mit Jan Ullrich die «Bodenständigkeit» des Überraschungs-Zweiten der diesjährigen Tour de Suisse. «Im Herbst nimmt er an einer Fortbildung im Rahmen seiner Polizei-Karriere teil, die ihm den Beamten-Status sichert», sagte Aldag. Die Parallelen zum gefallenen Star der 90er Jahre sind abgesehen von der Statur offensichtlich: Auch Ullrich startete seine Tour-Karriere im Weißen Trikot, wie Martin (in Erfurt) besuchte der einzige deutsche Toursieger, ebenfalls in der DDR geboren, eine Sportschule. Der neue Columbia-Held ist ebenso ein starker Zeitfahrer, der sich für den letzten Kampf gegen die Uhr in Annecy («Wenn die Kraft reicht») einiges vorgenommen hat.

Mit dem allgegenwärtigen Verdacht geht der Polizist - vielleicht doppelt berufsbedingt - routiniert um. «Auch unser Team steht nicht zuletzt wegen unserer Erfolgsserie unter Doping-Verdacht. Aber wir tun auch mit internen Kontrollen alles für einen sauberen Radsport. Ich wurde bei der Tour schon mehrmals kontrolliert und ich fühle mich als glaubhafter Vertreter einer neuen Generation, die es ohne Doping schafft», sagte Martin im «unschuldigen» Weiß.


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